Die Berufslandschaft in der Schweiz
Sucht man auf dem offiziellen Portal für Berufswahl, Studium und Laufbahnfragen in der Schweiz (berufsberatung.ch) nach Berufen, so findet man 2.617 verschiedene Berufe. Dazu gehören unterschiedliche Bildungstypen, wie Grundbildung oder Lehre, Weiterbildungsberufe, Hochschulberufe und weitere berufliche Spezialisierungen. Ein Überblick zur Geschichte der Schweizer Berufsbildung, des dualen Bildungssystems und über Berufe die entstehen und solchen die verschwinden.
Die Geschichte der Schweizer Berufsbildung
(Von Jasmin Taher) Die ersten beruflichen Ausbildungsstätten in der Schweiz gab es seit Mitte des 9. Jahrhunderts.
In sogenannten Bauschulen, die an Klöster angegliedert waren, wurden Baumeister und Steinmetze für den Kirchenbau ausgebildet.
Im Mittelalter dann regelten die Zünfte die Ausbildung des Nachwuchses. Jugendliche gingen bei Meistern in die Lehre und wurden dort im entsprechenden Beruf ausgebildet. Die Ausbildung fand im Betrieb des Meisters statt. Der Auszubildende ging in der Regel für zwei bis vier Jahre bei seinem Meister in die Lehre. Ab dem 16. Jahrhundert nahmen die Zünfte Lehrabschlussprüfungen ab, dabei war es auch üblich, dass in der Werkstatt eines fremden Meisters ein Probestück hergestellt wurde. Im Anschluss an die Lehre ging der fertig ausgebildete Geselle für einige Jahre auf Wanderschaft. Nach der Wanderschaft konnte der Geselle sich um die Aufnahme in eine Zunft bewerben.
Teil der Bewerbung war die Erstellung eines Meisterstücks.
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich nach und nach Berufe, die «nicht zünftig» waren, wie beispielsweise Gipser oder Maler.
Das duale Berufsbildungssystem der Schweiz
Das schweizerische Berufsbildungssystem in der heutigen institutionellen Form entstand im Laufe der letzten 150 Jahre. Das erste Schweizer Berufsbildungsgesetz wurde bereits im Jahr 1930 verabschiedet und im Jahr 1933 in Kraft gesetzt. Es regelte bundesweit die berufliche Ausbildung in Handel, Verkehr, Handwerk und Industrie. Seit der Gesetzesrevision im Jahr 2004 werden auch Berufsbildungen in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit, Soziales und Kunst ins Bundesgesetz aufgenommen. Heutzutage haben wir in der Schweiz ein gut organisiertes duales Ausbildungssystem.
Duales System bedeutet, dass die Ausbildung an zwei Lernorten – im Betrieb und an der Berufsschule – stattfindet.
Dabei können die Lernenden ihre Lehre entweder mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) abschliessen.
Ausbildungen in der Schweiz in Zahlen
224.557 Lernende absolvierten eine berufliche Grundbildung (Sekundarstufe II).
Schuljahr 2017/2018
306.896 Menschen in der Schweiz machen eine Ausbildung in der Tertiärstufe
Tertiärstufe
306.896 Menschen in der Schweiz machen eine Ausbildung in der Tertiärstufe
Von diesen besuchten 247.905 Studierende eine Hochschule und 117.982 Lernende durchliefen eine höhere Berufsbildung.
Die Ausbildungsfelder, die 2014/2015 in der Schweiz am häufigsten gewählt wurden, waren Wirtschaft und Verwaltung (19 % der Ausbildungen), Handel (12 %), Baugewerbe und Hoch- und Tiefbau (8 %).
Die Ausbildungsfelder, die 2014/2015 in der Schweiz am häufigsten gewählt wurden, waren Wirtschaft und Verwaltung (19 % der Ausbildungen), Handel (12 %), Baugewerbe und Hoch- und Tiefbau (8 %).
Viele Berufe verschwinden, neue Berufe entstehen
Durch Automatisierung und Digitalisierung sind in den letzten Jahren viele Berufe weggefallen, dafür sind neue Berufe entstanden. In den 1980er Jahren war die Angst gross, dass durch Computer und Roboter viele Arbeiter in der Industrie und der Administration arbeitslos werden würden. Es kam damals glücklicherweise nicht zur befürchteten Massenarbeitslosigkeit; stattdessen entstanden neue Berufe vor allem im IT-Sektor, wie Programmierer oder Netzwerkadministratoren.
Durch die Digitalisierung der Medien und durchs Internet haben sich viele neue Berufsbilder entwickelt.
Allein in den Branchen Informatik und Mediamatik listet das schweizerische Portal berufsberatung.ch heute 96 Berufe, die es in meiner Kindheit noch nicht gab. Diese Berufe sind jedoch heutzutage für unsere Wirtschaft essentiell. Es ist wichtig, dass Informatiker, Cyber Security Spezialisten und Web Project Manager gut ausgebildet werden und professionelle Fachleute dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Was bringt die Zukunft?
Heute sind wir mit der Entwicklung von digitalen Techniken und KI (künstlicher Intelligenz) an einem Punkt angelangt, an dem Pflegeroboter bereits in der Alten- und Krankenpflege eingesetzt werden und Operationsroboter Chirurgen bei komplizierten Operationen unterstützen (oder ersetzen). In der nahen Zukunft werden selbstfahrende Autos, Züge und Taxis menschliche Fahrer wohl überflüssig machen. Aber obwohl Flugzeuge schon seit vielen Jahren mit Autopilot fliegen, gibt es immer noch Piloten aus Fleisch und Blut.
Denn, wenn wir ehrlich sind, würde sich wohl keiner von uns in ein Flugzeug ohne Pilot setzen.
Beispiel: Das Berufsfeld Chemie im Überblick
Für das Berufsfeld «Chemie/Physik» werden insgesamt 83 Berufe ausgegeben.
Davon
- zwölf Lehrberufe, wie z. B. Chemie- und Pharmapraktiker/in EBA, Laborant/in EFZ oder Physiklaborant/in EFZ,
- 13 Weiterbildungsberufe, wie z. B. Biomedizinische/r Analytiker/in HF oder Techniker/in HF Maschinenbau, Kunststofftechnik,
- 34 Hochschulberufe, von Arzneimittelchemiker/in bis Wirtschaftschemiker/in,
- und 24 Weiterbildungsberufe, wie Laborleiter/in, Meister/in (Chemische und pharmazeutische Industrie) oder Parfumeur/in.
Klickt man auf einen der angezeigten Berufe, z. B. Chemieingenieur/in (siehe berufsberatung.ch), erhält man weitere Informationen zu Tätigkeiten, zum üblichen Ausbildungsweg an den Eidgenössischen Technischen Hochschulen und zu den Voraussetzungen und Anforderungen.