Neue Arbeitszeitmodelle: Vorteile und Herausforderungen von Teilzeitarbeit

Arbeiten, um zu leben und nicht mehr leben, um zu arbeiten – dahin geht der Trend der neuen Arbeitszeitmodelle, die Teilzeitarbeit favorisieren. So haben Menschen nicht nur mehr Lebensqualität, sondern es lässt sich auch dem Fachkräftemangel besser entgegenwirken.

Die Themen im Überblick:

Neue Arbeitszeitmodelle: Vorteile und Herausforderungen von Teilzeitarbeit

Neue Arbeitszeitmodelle: Vorteile und Herausforderungen von Teilzeitarbeit

Neue Arbeitszeitmodelle: Vorteile und Herausforderungen von Teilzeitarbeit

Teilzeitarbeit wird in der Schweiz immer beliebter

Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz auf Platz zwei, wenn es um Erwerbstätige in Teilzeit geht. Nur in den Niederlanden arbeiten mehr Menschen in einem Teilzeitmodell. Aber welche Regelungen für moderne Arbeitsmodelle gibt es eigentlich? Was spricht dafür und was dagegen?

Arbeitszeitmodelle der Zukunft – welche Möglichkeiten gibt es?

Die Teilzeit Arbeitsmodelle in der Schweiz sind vielfältig: So gibt es die regelmässige Teilzeit, die Arbeit im Stundenlohn, auf Abruf, Jobsharing oder Mehrfachbeschäftigung. Bei einer regelmässigen Teilzeitarbeit gibt es ein festes wöchentliches Stundenpensum, das erreicht werden muss. Dafür wird ein festgelegtes Gehalt monatlich ausgezahlt. Wie viele Stunden genau gearbeitet werden müssen, setzten die beiden Parteien vertraglich fest. Alles, was weniger als 90 % beträgt, läuft in der Schweiz unter Teilzeit.

Wird eine Arbeit mit Stundenlohn vereinbart, so wird nach der Anzahl der erbrachten Stunden abgerechnet. Vorab wird die Höhe des Entgelts für eine Stunde festgelegt.

Dieses Modell ist von Vorteil, wenn die Zahl der wöchentlich erbrachten Stunden von Woche zu Woche stark variiert.

Oft gibt es noch Urlaubsgeld auf den Stundenlohn obendrauf. So können sich Arbeitnehmer*innen zwar freinehmen, aber der Lohn muss ihnen nicht zwangsweise während ihres Urlaubs ausgezahlt werden.

Hat man ein Arbeitszeitmodell auf Abruf vereinbart, so muss man seinem Arbeitgeber zur Verfügung stehen, wenn er einen braucht. Es gibt hier auch Verträge, die es den Arbeitnehmer*innen freistellt, bei Bedarf frei zu entscheiden, ob sie arbeiten oder nicht. Auch in diesem Fall ist vertraglich festgehalten, wie es mit der Entlohnung und der Freizeit aussieht.

Im Rahmen der innovativen Arbeitsmodelle erfreut sich das Jobsharing immer grösserer Beliebtheit.

Zwei oder mehrere Personen teilen sich hier eine Stelle. Besonders häufig trifft man dieses Modell bei den akademischen Berufen, in Schule und Erziehung oder bei Büropersonal an. Dieses Modell bietet beiden Seiten diverse Vorteile.

Arbeitgeber*innen profitieren von mehr Kompetenz und einem grösseren Netzwerk. Arbeitnehmer können ihr Privat- und Arbeitsleben besser vereinbaren.

Die Aufteilung kann in allen denkbaren Varianten gestaltet werden und nicht zwangsweise in einem Fifty-Fifty-Konzept.

Teilzeitangestellte haben die Option, mehreren Jobs in Teilzeit nachzugehen. Vielleicht gibt es bei den unterschiedlichen Jobs jeweils nur eine Teilzeitstelle oder Angestellte bevorzugen diese Variante aus persönlichen Gründen. Hier gilt es bestimmte Regeln zu berücksichtigen, was besonders die Kombination von Tag- und Nachtarbeit betrifft. Die Einhaltung täglicher Ruhezeiten ist ebenso vorgeschrieben, wie eine effektive Arbeitszeit von insgesamt neun Stunden.

Flexible Arbeitszeiten Pro und Contra

Es gibt vielfältige Gründe, warum sich Schweizer*innen eine flexible Arbeitszeit wünschen. Martina ist seit zwei Jahren Mutter. Davor arbeitete sie gerne Vollzeit als Ärztin. Seit ihr Sohn geboren wurde, haben sich ihre Prioritäten jedoch verschoben. Wie viele andere Eltern in der Schweiz arbeitet sie jetzt Teilzeit, um sich besser um ihren Sohn kümmern zu können.

Stefan ist Mathematik-Lehrer, hat sich aber schon immer fürs Programmieren interessiert. Nun hat er den Schritt gewagt und ein IT-Studium begonnen. Dieses finanziert er sich, indem er nur noch zu 50 % als Lehrer tätig ist.

Laut Statistik ist er ein Vorreiter: Aktuell sind es 14 % der Schweizer Männer, die sich für Arbeitszeitmodelle in Teilzeit entscheiden (vgl. ch.indeed.com). Die Tendenz ist jedoch steigend.

Nicht nur Frauen, sondern auch Männer mit Kindern bevorzugen immer häufiger familienfreundliche Arbeitszeiten. Sie möchten am Familienleben teilhaben und besser für die Beziehung sind die modernen Arbeitszeitmodelle allemal.

Ein weiteres Argument für innovative Arbeitszeitmodelle ist die Work-Life-Balance, die gerade jungen Menschen wichtig ist.

Sie sind nicht mehr bereit, den Grossteil ihres Lebens dem Job zu opfern. Vielmehr wollen sie auch die Zeit haben, um das verdiente Geld auszugeben und sich damit schöne Erlebnisse zu ermöglichen. Auch fühlen sich viele Erwerbstätige in Teilzeit mehr wertgeschätzt als ihre Kollegen in Vollzeit.

Die flexible Arbeitszeit ist auf ihrem Weg in den Mainstream. Arbeitgeber*innen wissen, dass sie damit hoch qualifizierte Menschen für sich gewinnen können. So gibt es mittlerweile auch in der Chefetage die Option, flexible Arbeitszeiten zu nutzen. Der einzige Nachteil, der sich auftut, ist allenfalls die Bezahlung, die in Teilzeit natürlich geringer ausfällt.

Mehr Zufriedenheit durch Teilzeit?

Eine Studie von Swiss Life (vgl. ch.indeed.com) beantwortet diese Frage eindeutig: Ja, Teilzeitbeschäftigte sind insgesamt zufriedener. Sie fühlen sich weniger gestresst, haben mehr Freude an ihrer Arbeit und empfinden mehr Wertschätzung für ihre Leistungen. Bei den Eltern sind es 44 % der Teilzeitangestellten, die mit diesem Modell glücklicher sind. Im Vergleich gaben nur 30 % der Eltern in Vollzeit an, dass ihr Leben ihren Idealvorstellungen entspricht.

Ausblick

Fachkräftemangel und die Integration der Generation Z in den Arbeitsmarkt erfordern ein Umdenken bei traditionellen Arbeitszeitmodellen, die immer unbeliebter werden.

Aus vielfältigen Gründen wünschen sich Arbeitnehmer*innen heutzutage mehr Flexibilität und Freiheit in ihren Entscheidungen. Sie wollen ihren bevorzugten Lebensentwurf in die Realität umsetzen und die Erwerbstätigkeit stellt für sie nicht mehr den Dreh- und Angelpunkt dar, nach welchem sie ihr Leben ausrichten.

Arbeitgeber*innen gewinnen ebenfalls durch die modernen Arbeitszeitmodelle. So wird es leichter für sie, genügend qualifiziertes Personal zu finden und ihre Angestellten sind glücklicher.

Dadurch halten sie ihrem Unternehmen auch länger die Treue und fallen nicht so häufig wegen stressbedingter Erkrankungen aus. Es ist davon auszugehen, dass sich die Teilzeitmodelle in Zukunft immer stärker durchsetzen werden.

© berufliche-neuorientierung.ch – Autorenteam, Barbara B. Meyer – 26.6.2022

Das Thema Arbeitszeitmodelle im Web