Das erwartet Sie in diesem Artikel
Jüngere sind «digital», Ältere sind «analog». Analoge Menschen haben Vorteile, zum Beispiel dank Ihrer Erfahrung.
50 Plus und der (erfüllbare?) Wunsch nach Neuorientierung im Beruf
«Jung, dynamisch mit guten Aus- und Weiterbildungen, Offenheit gegenüber der Digitalisierung, Flexibilität» etc. Dies alles sind Anforderungen, die wir oft in den Stellenanzeigen lesen.
Zuerst müssen wir diesen Wunsch so stehen lassen und ihn versuchen zu verstehen. Es geht den Unternehmen um langfristige Anstellungen, um Mitarbeiter mit wertvollen Kompetenzen und einer schnellen Auffassungsgabe. Zudem sind jüngere Mitarbeiter finanziell günstiger als solche der 50-Plus-Generation. Auch die gesundheitlichen Risiken sind kleiner – glaubt man zumindest …
Da gibt es einige Punkte, die man durchaus anders sehen kann!
Was kann man als 50-Plus-Generation tun, wenn man einen neuen Job oder Beruf sucht oder sich neu orientieren will? Wie kann man sich prägnant und auf eine gute und auffallende Art profilieren, um auch als reife und erfahrene Generation eine Chance beim angestrebten Job zu erhalten?
Ziel ist es mit Querdenken, mit Überraschendem und Ungewöhnlichem ein «Out-of-the-box»-Denken bei den Lesenden der Bewerbung zu erreichen.
Das braucht Mut und Ausdauer. Doch einfach abgestempelt in der Masse untergehen, das kann es auch nicht sein.
Zudem haben Sie als 50 Plus Generation extrem viel Kompetenzen zu bieten, die Unternehmen nützen!
Zum Autor dieses Artikels:
Andreas Räber ist seit über 10 Jahren als GPI®-Coach tätig, ist beruflich selbstständig und Autor zahlreicher Blogs auf Berufsplattformen. Er begleitet unter anderem auch Ü50-Menschen mit einem Coaching. Coachingespräche finden in Wetzikon an der Guyer-Zeller-Strasse 6, direkt beim Bahnhof (ideale SBB Verbindungen in alle Richtungen, dirket neben SBB Park and Ride) oder per Skype, Zoom oder Teams statt.
Das 30-minütige Kennenlern-Gespräch ist kostenlos.
Tipp: Beachten Sie auch das PDF «Berufliche und private Standortbestimmung»
Andreas Räber – GPI®-Coach
Möglichkeiten erkennen: Stellenangebote, Netzwerk, berufliche Selbstständigkeit, Lebensstandart
1. Stellenangebote: individuell sein und positiv auffallen
Vielleicht denken Sie jetzt: «Klar, das wissen wir längst. Also nichts Neues unter der Sonne. Schliesslich haben ich schon ein paar hundert Bewerbungen versendet und nur Absagen erhalten.» Doch aufgepasst:
Die Masse, der Alltag und der mit der Stellensuche verbundene Frust lassen uns manchmal blind werden. Vielleicht geht es Ihnen auch so, wenn Sie die Stellenangebote in den Inseraten lesen: Die formulierten Erwartungen sind so hoch, dass sie entmutigen können. Hier gilt es umzudenken! Jedes Unternehmen beschreibt immer den Optimalfall. Den Wunsch, was der oder die Neue an Kompetenzen und Erfahrung mitbringen sollte.
Vielleicht gibt es in den Anforderungen Dinge, die Sie besonders gut können und affin sind mit den Anforderungen im Stellenprofil. Heben Sie diese in Ihrer Bewerbung gezielt hervor!
Beispiel: Firmen wollen erfolgreicher werden. Wollen mehr Sicherheit, mehr Produktion oder die Kosten senken. Was können Sie dazu beitragen? Denken Sie nach, was Sie selbst an Ihrer bisherigen Arbeitsstelle verbessert hätten.
Seien ist in der Formulierung kurz, prägnant und knackig. Sprengen Sie den Denkrahmen der lesenden Entscheidungspersonen auf eine gute Art.
Nicht immer finden Firmen den idealen Mitarbeiter und manchmal wird das Stellenprofil sogar angepasst oder Sie werden bei einem ähnlichen Job berücksichtig werden, der noch nicht ausgeschrieben wurde.
Eine Bewerbung auf einen Job macht dann Sinn, wenn Ihre Stärken für die Tätigkeit der ausgeschriebene Stelle wichtig sind oder wenn Sie rund 80 Prozent der Anforderungen erfüllen.
Auch wenn Sie Absagen erhalten, lernen Sie, Ihre Bewerbung zu verbessern und individueller zu gestalten. Damit steigern Sie Ihre Chance auf eine Anstellung.
2. Netzwerke pflegen und offen über Ihre Jobsuche schreiben
Auch in den sozialen Netzwerken wie Xing, Linkedin oder vielleicht auch Facebook können Sie darauf hinweisen, dass Sie einen Job suchen. Auch ausserhalb des Internets in ihrem persönlichen Umfeld gilt es, dort wo es passt, darüber zu reden – allerdings nur, wenn Sie zurzeit arbeitslos sind. Es wäre falsch, von einem Jobwechsel oder einem beruflichen Neubeginn zu schreiben, wenn man noch angestellt ist.
Manchmal finden 50-Plus-Menschen über persönliche Beziehungen im sozialen Umfeld einen Job, der meistens noch gar nicht öffentlich ausgeschrieben wurde.
Neue berufliche Möglichkeiten suchen und entdecken.
3. Berufliche Selbstständigkeit, die Möglichkeiten sehen
Was hindert Sie daran, sich beruflich selbstständig zu machen? Existenzangst? Das falsche Produkt? Ihr Selbstwert? Mangelnde Erfahrung? Fehlender Mut? Kennen Sie Ihre Kompetenzen und Ihre langjährige Erfahrung? Schreiben Sie sich alles auf. Sie werden erstaunt sein, was Sie an Dienstleistungen anbieten könnten.
Auch mit 50 Plus finden sich Möglichkeiten zur beruflichen Selbstständigkeit!
Ich erinnere mich an eine Frau aus dem Personalwesen, die Ihre Dienstleistungen dort angeboten hatte, wo noch kein Ersatz für die bisherige Stelleninhaberin gefunden wurde. Die Frau war flexibel und konnte kurzfristig einspringen. Dazu musste sie lediglich die Stellenanzeigen genau lesen und sich dann entsprechend bei den Firmen verkaufen.
Finden Sie Ihre eigene Marktnische!
Nischen haben oft einen kleineren Mitbewerb als wenn Sie sich auf die Masse konzentrieren. Nischen sind im späteren Werbeaufwand sehr dankbar. Die Kosten sind geringer und die Werbung ist oft erfolgreicher. Welche Branchen sind gefährdet? (Siehe dazu PDF am Schluss dieses Artikels: «50plus – Entscheidend für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt») Wo und bei welchen Firmen können Sie Ihre Kompetenzen anbieten? Je grösser die kurzfristige Betroffenheit der Firmen (siehe obiges Beispiel der HR-Frau), desto besser die Wahrscheinlichkeit, sich mit seinen erprobten Kompetenzen anbieten zu können.
Wer denkt, im Angestelltenverhältnis gebe es weniger Risiken, der irrt sich! Man ist viel stärker vom Goodwill anderer und von der Ausrichtung einer Unternehmung abhängig.
In einer beruflichen Selbstständigkeit hat man mehr Freiheiten und kann grossen Einfluss auf die Ausrichtung nehmen.
In der beruflichen Selbstständigkeit sind die Risiken unbestreitbar höher. Doch aufgepasst:
- Dank dem Internet können Sie heute kostengünstiger werben als früher.
- Sie brauchen eine gute Idee, einen USP (das, was andere nicht anbieten können), in dem Sie stark sind, mit möglichst wenig Mitbewerb und Sie brauchen ein Homeoffice.
- Dazu die Bereitschaft, flexibel zu arbeiten und sich in Neues einzuarbeiten.
- Oder – wenn genügend Finanzen da sind – Werbung, Buchhaltung etc. an externe Spezialisten geben, damit Sie sich auf Ihre Kernkompetenzen und auf das Wichtigste, die Kundenbetreuung, konzentrieren können.
Natürlich hängt der Aufwand von Ihrem Angebot ab. Sobald Sie Handel betreiben oder etwas produzieren, steigen die Kosten aufgrund verschiedener Anschaffung sofort an. Im Beratungssektor hingegen können Sie sehr kostengünstig arbeiten.
Die meisten Firmen, die Konkurs gehen, hatten keine saubere Buchführung und der Überblick über die Finanzen fehlte.
Berufliche Selbstständigkeit beinhaltet viele Risiken. Vielleicht wird Ihnen der Begriff «Existenzangst» zum täglichen Begleiter. Vielleicht lernen Sie aber genau durch diesen Begleiter, das Leben von einer neuen, bisher nie gekannten, tiefgreifenden und sehr lebenswerten Seite kennen…
Legen Sie Ihre Kernkompetenzen, die zum ausgeschriebenen Job passen, deutlich offen.
4. Die Chance Lebensstandard anpassen
«Sie wollen Ihren Lebensstandard sicher behalten» dieses Zitat kennen Sie vielleicht auch. Es ist ein Standardsatz von Bankvertretern oder Finanzberatern. Wer den Lebensstandard behalten will, ist oder bleibt so ein spannender Kunde. Doch brauchen wir als 50-Plus-Generation wirklich noch alles, was wir bisher als wichtig eingestuft haben?
Lassen wir uns immer noch vom Glauben an die teuerste Technik, an das beste Smartphone und das modernste und schnellste Auto beeinflussen?
Wir dürfen uns gerade in diesem Punkt reflektieren und auf eine gesunde Art und Weise hinterfragen. Denken Sie zum Beispiel an die Bibliothek. Dort hat es umfassende Literatur, die man ausleihen kann und darum nicht kaufen muss. Ausnahmen sehe ich bei gewisser Sachliteratur. Dort macht es manchmal Sinn, wenn man sich direkt im Buch Notizen machen kann.
In der Art und Weise, wie wir unseren Lebensstandard leben und in den Erwartungen an ihn liegt unser grösster Einfluss.
Als 50-Plus-Generation haben wir vieles erlebt. Und wir haben aufgrund von gemachten Erfahrungen sowohl Ängste als auch Kompetenzen aufgebaut. Obige Tipps sollen keineswegs als «mach-nur-dann-klappt-es-schon-Methode» dargestellt werden. Hingegen sollen sie ermutigen, dranzubleiben und immer wieder nach neuen Möglichkeiten zu suchen.
© berufliche-neuorientierung.ch, 23.2.2018, überarbeitet 3.5.2023/ar
Weitere Artikel auf berufliche-Neuorientierung.ch
Weiterführende Ratgeber, Studien und Links
Für Sie ausgesucht
PDF Studie «50 Plus – Chancen und Risiken auf dem Zürcher Arbeitsmarkt»
Keine Angst vor dem Alter – FENSTER ZUM SONNTAG
Das könnte Sie auch noch interessieren.
Tipp für besondere Anlässe und für einen beruflichen Quereinstieg
hospital-jobs.ch: Quereinstieg ins Gesundheitswesen. Endlich Ihre Berufung leben?
Wenn ein Arbeitstag sich wie 20 Stunden anfühlt, wenn die Frage nach dem Sinn im aktuellen Beruf immer wieder auftaucht und sich das Bauchgefühl meldet, dass im Job etwas nicht mehr stimmt, dann ist es an der Zeit, sich Gedanken zu machen. Eventuell auch über einen Quereinstieg in ein neues Berufsfeld. Zum Beispiel ins Gesundheitswesen. Wie Sie als Quereinsteiger*in den Pflegeberuf lernen können. Weiterlesen auf hospital-jobs.ch.
confiserie-neuhaus.ch: Apéro riche für Familienfeste, Firmenapéros u. v. m. (Region Bern)
Firmenjubiläum und Erfolge dürfen zwischendurch auch mal gefeiert werden