Neuorientierung: Mitte 50, geschieden, kein Job
Anhand eines fiktiven Beispiels zeigen wir hier zwei Möglichkeiten auf, wie eine Neuorientierung ab 50 passieren kann. Besonders für U50ger lesenswert!
Frau Winter* ist Mitte 50. Ihre Kinder sind mittlerweile Ende 20 und bereits selbstständig. Ihre langjährige Ehe wurde vor einigen Jahren geschieden. Als sie aus dem ehelichen Haus auszog, träumte sie davon, sich mit einem Kunstgewerbe selbstständig zu machen. In ihren ursprünglichen Beruf als Krankenschwester, den sie vor der Geburt der Kinder ausübte, wollte und konnte sie nicht zurückkehren.
Zu viele Dinge hatten sich in letzten 30 Jahren in der Branche verändert.
Ohne eine erneute Aus- und Weiterbildung traute sie sich den Wiedereinstieg nicht zu.
Nachdem sie nun mehrere Jahre versucht hatte, als bildende Künstlerin Fuss zu fassen, hat sie dies inzwischen mangels Erfolg aufgegeben.
Krankheitssymptome: Schwindel, Herzattacken, Rückenschmerzen
Seit einigen Wochen klagt Frau Winter über diverse akute Krankheitssymptome, über Rückenschmerzen, Drehschwindel und Herzrasen. Gestern war sie endlich beim Arzt. Organisch ist bei Frau Winter alles in Ordnung. Die Blutwerte sind im grünen Bereich, auch an den Ohren konnte der Mediziner keine Ursache für die Schwindelanfälle ausmachen. Einzig ihr Blutdruck ist leicht erhöht. Der Arzt nahm sich Zeit für ein längeres Gespräch, fragte nach und im Dialog mit Frau Winter kam ihr ganzes Leid ans Tageslicht: Einsamkeit, Frustration, Zukunftsangst und keine Perspektive. Der Arzt diagnostizierte eine akute Depression und riet zu Psychopharmaka oder alternativ zu einer Psychotherapie.
Keine Aufgabe und fehlende berufliche Perspektive
So wie Frau Winter geht es vielen Frauen und Männern in der zweiten Lebenshälfte. Die familiäre Situation ändert sich mit 50 plus. Die Kinder werden selbstständig und ziehen oft zum Studieren oder Arbeiten in eine andere Stadt. Viele Ehen zerbrechen in dieser Zeit.
Ohne Aufgabe oder berufliche Perspektive besteht die Gefahr, in ein Loch, in eine Depression zu verfallen.
Frau Winter fühlt sich einsam und verlassen, lamentiert darüber, dass die alten Freundschaften mit anderen Familien nicht gehalten haben und das das frühere Freunde-Netzwerk zerbrochen ist.
Netzwerk und Weiterbildung beugen beruflichen Problemen vor
Herr Winter* hatte als Manager schon früh und dank Unterstützung durch seine Frau, die ihm stets den Rücken freihielt, die Karriereleiter erklommen. Die veränderte familiäre Situation, die Scheidung und der Auszug der Kinder, haben ihn emotional nicht belastet. Aktuell bereitet er sich nebenberuflich intensiv mit Golf-Kursen auf seine nahende Rente vor. Die potenziellen Golfpartner, mit denen er bereits jetzt Bälle in Richtung Loch schlägt, kennt er aus seiner langjährigen professionellen Laufbahn.
Er kann auf eine Vielzahl von Golf-Partnern aus seinem beruflichen Netzwerk zurückgreifen.
Frau Winter hat es verpasst, sich frühzeitig auf eine mögliche Änderung ihrer Lebenssituation vorzubereiten. Eine Weiterbildung oder Fortbildung ist zeitaufwendig, manche Kurse, Fernstudien oder Bildungsgänge brauchen mehrere Jahre. Teilweise muss man sehr lange warten, um einen freien Ausbildungsplatz zu bekommen. Es ist also wichtig und richtig sich im Voraus zu orientieren und zu planen. Auch der Aufbau eines beruflichen Netzwerks kann helfen, falls es mit 50 plus mal eng werden sollte.
Glücklicherweise ist es nie zu spät.
Auch mit Mitte 50 kann Frau Winter eine Aus- oder Weiterbildung angehen und eine neue Herausforderung finden. Viel Erfolg dabei!
* Name geändert