Geschwisterkonstellation und ihre Auswirkungen auf Leben und Beruf
Der Älteste eine Führungspersönlichkeit, der Jüngste ein Kreativer. So die gängige und vielfach bestätigte These. Es macht ja auch Sinn: Das älteste Geschwister findet sich früh in einer Funktion wieder, die Ehrgeiz, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit erfordert. Das mittlere Kind gilt in der Regel als besonders sozial und kontaktfreudig, weil es «seinen Platz» aufgrund der familieninternen Sandwich-Position verstärkt ausserhalb suchen musste. Der oder die Jüngste bekommt ebenfalls eine Sonderrolle zugewiesen: Unterhaltsam, verwöhnt und charmant.
Der kritische Blick auf sich selbst fordert allerdings die Frage heraus: Stimmt das wirklich? Kann man Menschen aufgrund ihrer Geschwisterkonstellationen eindeutig in bestimmte Typen einteilen?
Die Kindheit als Spielwiese für soziale Experimente
Natürlich ist es in Wahrheit viel komplexer. Nicht nur die familiären Beziehungen prägen uns, auch frühe Freundschaften mit Gleichaltrigen stellen entscheidende Charakter-Weichen. Kommt hinzu, dass heute in Familien partnerschaftlicher und weniger pauschal mit Kindern umgegangen wird; die alten Rollenbilder greifen da nicht mehr.
Richtig ist aber: Geschwisterbeziehungen sind wichtige Experimentierfelder für die verschiedenen Spielarten sozialer Interaktion. Jede Geschwisterbeziehung ist ein kleines Universum für sich, jede ist anders. Darin werden die ersten Sozialkompetenzen antrainiert, Strategien erprobt und wieder verworfen, andere hingegen für erfolgreich befunden. So entwickeln wir Fähigkeiten und Charaktereigenschaften, die später dann auch im Berufsleben relevant sind.
Die eigene Rolle reflektieren können
Die Art und Weise, wie wir in unserer frühen Kindheit mit Liebe, Wut, Freude, Eifersucht oder Gemeinschaft umgegangen sind, bleibt für den Rest unseres Lebens prägend. Innerhalb des «Experimentierfelds Geschwisterbeziehung» werden unsere sozialen Massstäbe geeicht. Und es entwickelt sich eine Vertrautheit mit einer bestimmten Rolle. Ob diese nun aufgrund der Position in der Familie (erstgeborenes, Sandwichkind, jüngstes Kind) oder durch andere soziale Mechanismen geformt wurde, ist schwer zu sagen.
Umso wichtiger, dass man sich diese Rolle bewusst macht. Gerade mit Blick auf Karriere und Beruf ist es entscheidend, zu wissen, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir wollen.
Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach
Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.
Bitte beachten Sie auch die beiden Artikel:
- Wie finde ich oder was ist mein(e) Beruf(ung) – Teil 1
- Gibt es den richtigen Job oder Beruf für mich?
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