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Bei der Prüfung für die Sekundarschule musste der junge Eric Wehrlin vor drei Experten etwas vorlesen. «Es war ein Horror!» sagt Wehrlin heute. Die Experten haben mittendrin abgebrochen und gesagt: «Ne!»

Das Gefühl, ein Aussenseiter zu sein

Eric Wehrlin hat Mühe mit dem Lesen. Er verdreht die Buchstaben und wird zum Gespött der ganzen Klasse: «So beschloss ich als Kind, meinen Mund nicht mehr zu öffnen.» Das Gefühl, ein Aussenseiter zu sein, prägt ihn und hat Folgen. Als Jugendlicher schmeisst er seine Lehre hin, haut von Zuhause ab und zieht als Landstreicher quer durch Europa. «Ich wusste nicht, was ich wollte und hatte keinen Plan für mein Leben.» Zurück in der Schweiz, hat er weder Ziele noch Perspektiven für sein Leben. Eric Wehrlin beginnt ein Musikstudium mit der klassischen Gitarre. Am Konservatorium entdeckt er seine Leidenschaft für die Pantomime: «Es faszinierte mich von Anfang an – denn egal, was wir sagen wollen, wir reden immer zuerst mit dem Körper.» Eric Wehrlin hat das gefunden, wo er sich beruflich neu orientieren kann. Die Frage: «Welcher Beruf / Job passt zu mir?» ist geklärt.

«Ich merkte, dass man Sprache lernen kann.»

Seine Leidenschaft für die Pantomime entwickelt und verstärkt sich. Ein weiterer Schritt ist der Besuch der Scuola Teatro Dimitri im Tessin. Auch dieser berufliche Schritt hat Folgen, positive! Eric Wehrlin landet an der Schauspielschule in Wien. Dort bekommt er im Alter von 23 Jahren das erste Mal Sprechtraining: «Ich merkte, dass man Sprache lernen kann. Da wurde mir bewusst: Ich will lernen, zu sprechen! Ich übte stundenlang – und plötzlich klappte es!» Der riesige Knoten, der sich über Jahre verfestigt hatte, ist aufgegangen.

«Klappt das? Was ist der Plan?»

Eric Wehrlin ist heute zusammen mit seiner Frau in Salzburg selbstständig erwerbend. Die beiden entwickeln viel Kreativität und haben immer wieder neue Ideen. «Es gab in unserem gemeinsamen Leben lange Durststrecken – es ging um Zukunftsängste. Oft gingen uns Fragen durch den Kopf: Klappt das? Was ist der Plan? Aber diese Zeiten sind gut – sie lassen einen darüber nachdenken, was denn wirklich wichtig ist im Leben.»

Praxis-Tipp:

  • Heisst sich als Aussenseiter fühlen wirklich, dass man nicht dazugehört und dass man keine Begabungen hat?
  • Umfallen ist nicht schlimm, nicht aufstehen ist viel schlimmer!
  • Das ganze Leben ist eine Ausbildung (Fachbegriff «lebenslanges Lernen»). Begabungen müssen entdeckt und fachlich gefördert werden. Ob das in der Grundschule geschieht, oder später als Erwachsener ist offen, beides ist möglich!
  • Die Suche nach der beruflichen Vision lohnt sich.

Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach

Andreas Räber, GPI-Coach

Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.