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Es ist ein gewöhnlicher Arbeitstag. Ich stehe auf, geniesse das Frühstück, wasche mich und mache mich auf den Arbeitsweg. Dieselben Leute im Bus, dann im Zug und Gedanken, was der Tag wohl bringen wird. Begrüssung der Mitarbeiter, alles wie immer. Der Tag beginnt wie jeder andere.

Der Schock

Dann die Bitte des direkten Vorgesetzten, ins Büro zu kommen. Ein ungeplantes Timeout. Überrascht, neugierig. Ich bin gespannt. Die Bitte, Platz zu nehmen. Die peinliche Stille zwischen ausgewähltem Botschafter Arbeitnehmer. Bringen wir es hinter uns. Kurz und bündig. Die Facts sind geklärt. Arbeitslos. Keine Diskussion.

Hilflos. Innerhalb von nicht mal einer Minute ist der sicher geglaubte Boden unter den Füssen weg! Hinauskatapultiert aus der Komfortzone, hinein in die Wachstumszone. Statt, wie üblich, Fragen zum Tag, jetzt Fragen zur Zukunft. Berechtigte Fragen! Wer über 40 oder gar über 50 Jahre alt ist, wird es schwierig haben, einen neuen Job zu bekommen. Die Strategie wurde geändert. Man musste handeln. Dinge und Gründe, die nur die Vorgesetzten verstehen. Sie haben sie ja auch definiert. Die Wege festgelegt … An einem Tag, wie jeder andere.

Auslaufen, Verarbeiten

Filmriss. Vollstopp ohne Bremsweg. Die Geschichte ist geschrieben. Die nächste Folge findet ohne mich statt. Da sind plötzlich nie gekannte Gefühle. Was habe ich falsch gemacht? Wieso ich und nicht jemand anderes? Was zählt im Leben? Was ist Sicherheit? Was bedeutet es, arbeitslos zu sein? Meine Rolle ersatzlos gestrichen. Bin ich im falschen Film? Nein! Was ist, darf sein. Was ist, ist kein Ende, sondern erste Gefühle einer Neuorientierung. Filmabspann. Verarbeiten und Reflektieren. Hin zu Analysen und Chancen.

Analyse ist angesagt. Chancen und Wege finden.

 Arbeitslos und doch wertvoll

Zugegeben, das Tempo nimmt immer mehr ab. Wechseljahre. Ab 40 bedeutet Leistung von der Quantität hin zur Qualität. Qualität aber ist nun mal schwer messbar. Erfolg lebt nicht nur von Akkordarbeit. Leistung kann nicht mehr in Sekunden oder Minuten erreicht werden. Umgang, Erfahrung, Kompetenzen, sie lassen sich schliesslich nicht unter Zeitdruck setzen. Setzen aber gerne Zeichen. Bleibende Zeichen. Motivierend und gewinnbringend. Da ist noch vieles andere im Rucksack. Lebenserfahrung: Gemachte Fehler (die in der Firme nur dann nicht nochmals gemacht werden, wenn es erfahrene Mitarbeiter hat). Erfolgreiche Massnahmen. Umgang mit Kunden und Mitarbeitern. Lehrlinge, die zu einem erfolgreichen Abschluss begleitet werden konnten. Umstrukturierungen. Und vieles andere. Wer über 40 ist, ist demnach nicht nur wertvoll, sondern voll Wert!

Ab 40: In der Bewerbung Einzigartigkeit und innere Stärken stärker sichtbar machen.

Lösung(en) und Ansätze

Gibt es eine Lösung bei Arbeitslosigkeit über 40? Dass man sich bewerben muss, ist Pflicht und auch Ehrensache. Wie man sich bewirbt, hat einen grossen Einfluss auf die Wahrnehmung beim Empfänger. Ein paar Beispiele:

  • Originalität ist angesagt
  • Lebenserfahrung visuell in der Bewerbung umsetzen
  • Nachfragen bei Absagen
  • Lernen aus Rückmeldungen
  • Durchhalten und spüren, was gesucht ist
  • Der Firma, die eine Stelle ausgeschrieben hat, kommunizieren, warum sie gerade Sie nehmen sollte
  • Keine Bewerbung sollte gleich sein
  • Arbeiten Sie daran, zu erkennen, wie Ihre Bewerbung positiv auffallen könnte
  • Was gar nicht gut ankommt: Eine Bewerbung von jemand anderem schreiben zu lassen oder sie so zu gestalten, dass sie klar als Kopie einer Vorlage erkennbar ist.

Weitere Fragen, Wege

  • Gibt es verwandte Berufsbilder, bei denen man sich auch bewerben kann?
  • Ist berufliche Selbstständigkeit ein Thema?
  • Ist eine Umschulung, berufsbegleitende Ausbildung angesagt?
  • Jobsharing mit dem Partner, der Partnerin?
  • Stockt der Partner oder die Partnerin ihr Arbeitspensum zwischenzeitlich auf?

Arbeitslosigkeit ist eine unerwartete Aufforderung und Chance, sich neu zu orientieren.

Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach

Andreas Räber, GPI-Coach

Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.


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Und auf Berufliche-Neuorientierung.ch

«Leider zwingt uns die wirtschaftlich schwierige Lage, das Arbeitsverhältnis mit Ihnen aufzulösen.» Solche oder ähnliche Worte gehören schon fast zu den Standardsätzen in einem Kündigungsschreiben. Die Mitteilung über die Auflösung eines Arbeitsverhältnisses zu erhalten, ist für Betroffene nicht,leicht. Besonders dann nicht, wenn einen diese ohne Vorwarnung trifft. Das hinterlässt schmerzende Wunden. Wunden, die erst wieder heilen müssen.

Arbeitslosigkeit als Chance sehen

Gerade in der heutigen, eher unsicheren Zeit verlässt man einen Arbeitsplatz nicht einfach so, um etwas Neues auszuprobieren. Man überlegt sich zwei-, dreimal, ob man eine «relativ sichere» Arbeit aufgeben will. Unter Umständen löst eine Kündigung existenzielle Not aus, mit negativen Folgen auf das soziale Umfeld.

«Eine Kündigung ist die unfreiwillige Chance, sich nach neuen Perspektiven umzusehen»

Wie vieles andere hat auch eine Kündigung zwei Seiten. Eine Kündigung wird in der Regel als negativ wahrgenommen. Man wird vor Tatsachen gestellt. Man ist überflüssig. Vielleicht kann man diesem Unwort «Kündigung» die Kraft ein bisschen nehmen, in dem man ihm eine andere Bedeutung gibt. «Eine Kündigung ist die unfreiwillige Chance, sich nach neuen Perspektiven umzusehen.» Das ergibt ein neues Bild.

Zwangsläufig gibt der «Blaue Brief» Raum, um die eigene Situation neu zu überdenken. Vielleicht besteht gerade jetzt die Gelegenheit, noch etwas Anderes,  Neues zu wagen. Eine neue Branche, berufliche Selbstständigkeit oder ein anderer Arbeitgeber.

Arbeitssituation damals und heute

Früher erlernte man einen Beruf, den man meistens sein ganzes Leben lang ausübte. Heute arbeiten viele nicht mehr in ihrem Erstberuf. Viele der derzeitig angebotenen Jobs beziehen sich nicht mehr nur auf einen Fachbereich. Vielmehr werden Kenntnisse in verschiedenen Sparten vorausgesetzt. Wurden in den 1990-er und 2000-er Jahren viele Allrounder wegrationalisiert, werden heute wieder vermehrt Arbeitskräfte mit umfassenden Qualitäten eingestellt.

Verschiedene Jobs werden in eine Stelle «gepackt». Diese Strategie bietet einer Firma die Möglichkeit, die Kosten mehrerer Arbeitskräfte einzusparen. Dies bedeutet, dass Fachwissen und Erfahrungen als persönlicher Leistungsausweis gewertet werden können!

Arbeitslosigkeit als Chance - frühzeitig bewerben

Mit der Stellensuche frühzeitig beginnen

Spätestens ab Bekanntwerden der Kündigung sollte mit der Stellensuche begonnen werden. Nicht abwarten bis man arbeitslos ist. Ansonsten kann das Arbeitsamt Kürzungen des Arbeitslosengeldes (Einstelltage) auferlegen. Der «Nocharbeitgeber» muss Stellensuchenden die notwendige Zeit für Vorstellungsgespräche gewähren.

  • Sich beim RAV (Regionale Arbeitsvermittlung) anmelden. Es ist von Vorteil,  bereits bei der Anmeldung einige Bewerbungen vorweisen zu können. Damit signalisiert man die Bereitschaft, möglichst bald eine neue Arbeitsstelle zu finden.
  • Nicht nur auf dem jetzigen Fachgebiet suchen. Vielleicht bestehen mit der Ausbildung und Erfahrung auch in anderen verwandten Branchen Möglichkeiten für eine Anstellung.
  • Lokalpresse, Internet durchforsten und sich bei Stellenvermittlungen anmelden.
  • Den Freundeskreis informieren.

Beziehungsnetz nutzen

Stellensuchende sollten ihr Beziehungsnetz (Vitamin B) aktivieren. Arbeitslosigkeit kann jede(n) treffen. Viele Stellen werden durch Beziehungen vermittelt. Vielleicht sucht ja gerade jene Firma eine neue Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, bei der ein Freund oder eine Freundin beschäftigt ist.

Berufliche Neuorientierung wagen

Die vom RAV angebotenen Kurse und Weiterbildungen sollten genutzt werden, auch wenn diese im ersten Moment überflüssig oder unsinnig erscheinen. Vieles hat sich in den letzten Jahren geändert (Bsp. Bewerbungen damals und heute). Letztendlich kann man nur gewinnen. Warum nicht eine berufliche Neuorientierung wagen?

Alles, was man dazulernt, kann eines Tages nützlich sein. Leistungen können gekürzt werden, wenn man sich weigert, einen angebotenen Kurs zu besuchen. Neuorientierung, beruflich wie privat, braucht Mut. Es ist einfacher, auf den alten Trott zu setzen. Ob man sich neuorientiert oder wie bisher weitermacht, beide Wege haben Chancen und Gefahren!

Künstlerische Berufe

Für Arbeitslose in künstlerischen Bereichen wie bspw. Theater (darstellende Künste), Veranstaltungstechnik, Licht & Ton, Multimedia, Grafik, aber auch Gastronomie usw. gibt es spezielle Programme. Fragen Sie Ihre(n) RAV-Mitarbeiter(in) nach Kulturmarkt. Infos auf: Kulturmarkt.ch

Weiterführende Tipps

Autor: Alex Mörgeli