Anhand eines fiktiven Beispiels zeigen wir hier zwei Möglichkeiten auf, wie eine Neuorientierung ab 50 passieren kann. Besonders für U50ger lesenswert! Frau Winter* ist Mitte 50. Ihre Kinder sind mittlerweile Ende 20 und bereits selbstständig. Ihre langjährige Ehe wurde vor einigen Jahren geschieden. Als sie aus dem ehelichen Haus auszog, träumte sie davon, sich mit einem Kunstgewerbe selbstständig zu machen. In ihren ursprünglichen Beruf als Krankenschwester, den sie vor der Geburt der Kinder ausübte, wollte und konnte sie nicht zurückkehren.

«Leider zwingt uns die wirtschaftlich schwierige Lage, das Arbeitsverhältnis mit Ihnen aufzulösen.» Solche oder ähnliche Worte gehören schon fast zu den Standardsätzen in einem Kündigungsschreiben. Die Mitteilung über die Auflösung eines Arbeitsverhältnisses zu erhalten, ist für Betroffene nicht,leicht. Besonders dann nicht, wenn einen diese ohne Vorwarnung trifft. Das hinterlässt schmerzende Wunden. Wunden, die erst wieder heilen müssen.

Arbeitslosigkeit als Chance sehen

Gerade in der heutigen, eher unsicheren Zeit verlässt man einen Arbeitsplatz nicht einfach so, um etwas Neues auszuprobieren. Man überlegt sich zwei-, dreimal, ob man eine «relativ sichere» Arbeit aufgeben will. Unter Umständen löst eine Kündigung existenzielle Not aus, mit negativen Folgen auf das soziale Umfeld.

«Eine Kündigung ist die unfreiwillige Chance, sich nach neuen Perspektiven umzusehen»

Wie vieles andere hat auch eine Kündigung zwei Seiten. Eine Kündigung wird in der Regel als negativ wahrgenommen. Man wird vor Tatsachen gestellt. Man ist überflüssig. Vielleicht kann man diesem Unwort «Kündigung» die Kraft ein bisschen nehmen, in dem man ihm eine andere Bedeutung gibt. «Eine Kündigung ist die unfreiwillige Chance, sich nach neuen Perspektiven umzusehen.» Das ergibt ein neues Bild.?

Zwangsläufig gibt der «Blaue Brief» Raum, um die eigene Situation neu zu überdenken. Vielleicht besteht gerade jetzt die Gelegenheit, noch etwas Anderes,  Neues zu wagen. Eine neue Branche, berufliche Selbstständigkeit oder ein anderer Arbeitgeber.

Arbeitssituation damals und heute

Früher erlernte man einen Beruf, den man meistens sein ganzes Leben lang ausübte. Heute arbeiten viele nicht mehr in ihrem Erstberuf. Viele der derzeitig angebotenen Jobs beziehen sich nicht mehr nur auf einen Fachbereich. Vielmehr werden Kenntnisse in verschiedenen Sparten vorausgesetzt. Wurden in den 1990-er und 2000-er Jahren viele Allrounder wegrationalisiert, werden heute wieder vermehrt Arbeitskräfte mit umfassenden Qualitäten eingestellt.

Verschiedene Jobs werden in eine Stelle «gepackt». Diese Strategie bietet einer Firma die Möglichkeit, die Kosten mehrerer Arbeitskräfte einzusparen. Dies bedeutet, dass Fachwissen und Erfahrungen als persönlicher Leistungsausweis gewertet werden können!

Arbeitslosigkeit als Chance - frühzeitig bewerben

Mit der Stellensuche frühzeitig beginnen

Spätestens ab Bekanntwerden der Kündigung sollte mit der Stellensuche begonnen werden. Nicht abwarten bis man arbeitslos ist. Ansonsten kann das Arbeitsamt Kürzungen des Arbeitslosengeldes (Einstelltage) auferlegen. Der «Nocharbeitgeber» muss Stellensuchenden die notwendige Zeit für Vorstellungsgespräche gewähren.

  • Sich beim RAV (Regionale Arbeitsvermittlung) anmelden. Es ist von Vorteil,  bereits bei der Anmeldung einige Bewerbungen vorweisen zu können. Damit signalisiert man die Bereitschaft, möglichst bald eine neue Arbeitsstelle zu finden.
  • Nicht nur auf dem jetzigen Fachgebiet suchen. Vielleicht bestehen mit der Ausbildung und Erfahrung auch in anderen verwandten Branchen Möglichkeiten für eine Anstellung.
  • Lokalpresse, Internet durchforsten und sich bei Stellenvermittlungen anmelden.
  • Den Freundeskreis informieren.

Beziehungsnetz nutzen

Stellensuchende sollten ihr Beziehungsnetz (Vitamin B) aktivieren. Arbeitslosigkeit kann jede(n) treffen. Viele Stellen werden durch Beziehungen vermittelt. Vielleicht sucht ja gerade jene Firma eine neue Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, bei der ein Freund oder eine Freundin beschäftigt ist.

Berufliche Neuorientierung wagen

Die vom RAV angebotenen Kurse und Weiterbildungen sollten genutzt werden, auch wenn diese im ersten Moment überflüssig oder unsinnig erscheinen. Vieles hat sich in den letzten Jahren geändert (Bsp. Bewerbungen damals und heute). Letztendlich kann man nur gewinnen. Warum nicht eine berufliche Neuorientierung wagen?

Alles, was man dazulernt, kann eines Tages nützlich sein. Leistungen können gekürzt werden, wenn man sich weigert, einen angebotenen Kurs zu besuchen. Neuorientierung, beruflich wie privat, braucht Mut. Es ist einfacher, auf den alten Trott zu setzen. Ob man sich neuorientiert oder wie bisher weitermacht, beide Wege haben Chancen und Gefahren!

Künstlerische Berufe

Für Arbeitslose in künstlerischen Bereichen wie bspw. Theater (darstellende Künste), Veranstaltungstechnik, Licht & Ton, Multimedia, Grafik, aber auch Gastronomie usw. gibt es spezielle Programme. Fragen Sie Ihre(n) RAV-Mitarbeiter(in) nach Kulturmarkt. Infos auf: Kulturmarkt.ch

Weiterführende Tipps

Autor: Alex Mörgeli

Sich beruflich neu orientieren und eine Vision finden, für die es sich zu leben lohnt – beides sind Themen, die einen von Zeit zu Zeit beschäftigen und sich nicht einfach begraben lassen – zumindest so lange nicht, bist man die wichtigsten Fragen geklärt hat. Visionen schaffen Motivation und stiften Lebenssinn. Im Lied «Lilienthal» beschreibt der deutsche Liedermacher Reinhard Mey die Geschichte des deutschen Luftfahrtpioniers. Lilienthal kam bei einem Absturz mit seinem Flugapparat im Alter von nur 48 Jahren ums Leben. «Du kannst fliegen, ja du kannst, breite die Flügel, du wirst sehn. Du kannst fliegen, ja du kannst!» so der Refrain von Mey’s Tribut Song auf Otto Lilienthal. Otto Lilienthal hat sein Leben riskiert für seine Vision.

Mit Flugangst über die Sahara

Ernst Tanner, Biografie HelimissionLilienthal starb am 10. August 1896. 76 Jahre später, nämlich am 17.Januar 1972, beginnt eine andere Geschichte. Der 43-jährige Ernst Tanner setzt sich in einen Hubschrauber und will die Sahara überqueren – das mit nur 37 Flugstunden Erfahrung. Ein Abenteuer für das er in Fliegerkreisen noch heute bewundert wird. Dass er der erste ist, der die Sahara überfliegt, erfährt er erst später.

Wo bitte geht’s zur Sahara?

Kaum ist er mit seinem Begleiter Marcel gestartet, «verfliegen» sich die beiden. Tanner muss neben einer Strasse landen und im nahe gelegenen Restaurant nach dem Weg fragen. Dass er dabei sein Reiseziel nicht erwähnt, ist wohl besser. Ist Tanner ein mutiger Mann? Ja und nein. Er leidet unter Flugangst und fühlt sich in der Luft überhaupt nicht wohl. Warum lässt er sich dann auf dieses wagemutige Abenteuer ein? Der Ursprung ist sein Glaube an Gott und seine Vision, Menschen in Krisengebieten zu helfen. Die spannende Geschichte eines Mannes, der die Not anderer für wichtiger einstuft als persönliche Schwächen.

  • Unterstützung vom Himmel – Ernst Tanner zu Gast in der Radiosendung Kompass auf Life Channel (nicht mehr online)

Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach

Andreas Räber, GPI-Coach

Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.

Eine Geschäftsidee zu haben ist der Anfang jeder Selbstständigkeit. Diese Idee unterscheidet sich vorteilsweise von denen der Mitbewerbern.

So hatte zum Beispiel der Berliner Jura-Student Matti Niebelschütz die Idee, individuelle Parfüms herzustellen – die Idee der kleinsten Parfümfabrik war geboren. Dazu hat er eine Webseite gestaltet, auf der man seine ganz individuelle Duftnote zusammen stellen konnte. Am Anfang wurde jeder Auftrag manuell ausgeführt. Inzwischen ist der Produktionsablauf automatisiert worden und das Start-up Unternehmen hat einige Mitarbeiter. Aus einer spontanen Idee wurde ein beruflicher Neuanfang. Nachsehen kann man diese und andere skurrile Geschäftsideen auf Pro Sieben in der Sendung Galileo.

Vision auch mit kleinem Startkapital

Vision beruflicher Neuanfang

Vision beruflicher Neuanfang

Einen beruflichen Neuanfang gewagt hat auch Hans-Peter Lang. Im Vordergrund stand allerdings nicht Profitdenken. Sein Startkapital betrug nur 1‘000 Franken. Hans-Peter Lang war Bauführer und leitete bisher ein Bauchgeschäft. Neben der Finanzierung braucht es viel Know-how, um eine Firma gründen und leiten zu können. Mit 44 Jahren konnte Lang auf genügend Fach- und Sozialkompetenz zurückgreifen. Sein Ziel war, Menschen, die es im Leben «nicht geschafft haben», wieder ins normale Leben einzugliedern. Antrieb dafür war sein Glaube an Gott. Die Idee für die Stiftung «Wendepunkt» wurde geboren. Heute ist diese Stiftung eine der grössten privaten Hilfs- und Wiedereingliederungseinrichtungen der Schweiz.

Hans-Peter Lang über seinen beruflichen Anfang in der Porträt Sendung von Radio Life Channel.

Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach

Andreas Räber, GPI-Coach

Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.

«Banker auf der Strasse»

titelte die NZZ einen Artikel zur Entwicklung der Jobs im Bereich Bankwesen (NZZ.ch – 1. Juli 2012). Darin wird eine ehemalige Bankerin zitiert. Diese suche seit vier Monaten eine neue Stelle. Bisher sei sie mit «150 Kilometern» die Stunde unterwegs gewesen. Jetzt sei es plötzlich zu einer Art Stillstand ihn Ihrem Leben gekommen.

Statt Massenentlassungen scheibchenweise Trennung von Mitarbeitern

In der Summe sei «der Jobabbau happig», wird ein Mitarbeiter für Kaderselektion im gleichen Artikel zitiert. Jürg Zeltner – der Private-Banking-Chef der UBS – hatte an einem Mediengespräch die Erwartung seiner Bank wiederholt, dass auf dem Finanzplatz 20 000 Stellen verschwinden würden.

Timeout: Stillstand, Analyse

Für entlassene Banker ist meistens eine berufliche Neuorientierung angesagt. Im bestehenden Beruf bieten sich schlechte Aussichten. Schwierige vertragliche Voraussetzungen, geografischer Wechsel nach Asien, ein Wechsel ins ähnliche Umfeld von Versicherungsbranchen oder etwas ganz Neues. Fact ist: Die Bankenbranche wird sich weiter verändern.Ob man sich für den Verbleib im Bankenwesen oder dagegen entscheidet, in beiden Fällen gilt es, zu reagieren. Wie kann man seine berufliche Zukunft sichern? Welche Massnahmen sind notwendig und unterstützend?

Mit Coaching zur Neuorientierung

Was habe ich bisher erreicht? Wo liegen meine Stärken? Wie können diese gefördert werden? Diese und weitere Fragen, werden mit einem Coach besprochen. Ziel ist es, Argumente für die weitere berufliche Tätigkeiten zu gewinnen.Den «eigenen Wert steigern». Auch wenn es zu keiner weiteren Beschäftigung an der vorhandenen Arbeitsstelle kommt, können die erarbeiten Stärken als Argument für einen Jobwechsel eingesetzt werden. Mit einem Coaching kann auch eine allfällige Selbstständigkeit angepeilt werden. Insbesondere Mitarbeiter mit Kundenkontakt könnten als selbstständige Berater arbeiten. Eine weitere Möglichkeit wäre, selbst im Bereich Coaching aktiv zu werden und sich auf die Zielgruppe entlassene Banker zu konzentrieren.

Weiterbildung ist ein Muss

Coaching: Begleitung zur beruflichen Neuorientierung

Bewegung gibt es nicht nur in der Bankbranche und sich aktiv weiterzubilden, ist ein «Dauerauftrag» für alle Arbeitgeber und -nehmer. Vorausschauen, Chancen und Gefahren einschätzen, vorbereitet sein. Dadurch können zwar keine Krisen verhindert werden, man ist jedoch besser vorbereitet und kann Schlimmeres verhindern. Auch Arbeitslosigkeit zwingt zu Neuorientierung.

Weiterbildung kostet. Wenn das erarbeitete Wissen richtig eingesetzt werden kann, wird es zu einem gut investiertem Kapital. Hand aufs Herz: Wie viel Geld geben wir für Luxusartikel aus, die wir vielleicht selten nutzen oder die uns wenig nützen? Hier ist persönliche Weiterbildung eine sinnvolle Alternative.

Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach

Andreas Räber, GPI-Coach

Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.