Die wichtigsten sozialen Berufe in der Schweiz
Menschen brauchen in bestimmten Momenten andere Menschen. Keine Programme. Keine Anleitungen. Soziale Berufe suchen darum Menschen mit besonderen Werten. Mit menschlichen Werten. Da sein. Begleiten und doch eine gesunde Distanz wahren. Nachfolgend eine Auswahl an möglichen sozialen Berufen.
Die wichtigsten sozialen Berufe im Überblick
Soziale Berufe suchen Menschen mit besonderen Werten
Soziale Berufe sind in der Schweiz (noch) nicht besonders beliebt. Auch bei der Ausbildung ist der soziale Bereich längst nicht die erste Wahl. Statt als Sozialarbeiterin oder Sozialarbeiter eine Ausbildung zu beginnen, interessierten sich Jugendliche deutlich öfter für Berufe wie Kauffrau/Kaufmann, Detailhandelsfachfrau/Detailhandelsfachmann oder Informatiker/Informatikerin.
Die Folge sind Vakanzen bei Jobs für soziale Arbeit.
So konstatiert der Fachkräftemangel Index Schweiz 2023 nicht nur allgemein einen steigenden Mangel an Fachpersonal, sondern auch Lücken bei sozialen Berufen. Dabei sprechen für soziale Jobs viele gute Gründe:
- flexibel arbeiten als Teil- und Vollzeitjob
- gute Zukunftschancen
- hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt
- sinnstiftende Tätigkeit
- vielfältige Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Durch gesellschaftliche, geopolitische und technologische Veränderungen – wie den sich abzeichnenden Wegfall zahlreicher traditioneller Berufe durch Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz – dürften soziale Berufe als Quereinstieg oder Ausbildungsziel eine immer grössere Bedeutung erlangen.
Deswegen wollen wir einen Blick auf die wichtigen sozialen Jobs in der Schweiz werfen, nämlich:
- Fachmann/Fachfrau Betreuung Menschen im Alter (EFZ)
- Fachfrau/Fachmann Langzeitpflege und -betreuung (FA)
- Fachfrau/Fachmann Betreuung Kinder (EFZ)
- Migrationsfachfrau/Migrationsfachmann (FA)
Menschen im Alter betreuen: Fachmann/Fachfrau Betreuung Menschen im Alter (EFZ)
Keine anderen sozialen Berufe profitieren so sehr von der zunehmenden Lebenserwartung: Fachmann/Fachfrau Betreuung Menschen im Alter (EFZ)
Die Lebenserwartung von Menschen in der Schweiz steigt seit Jahrzehnten an und hat 2023 einen neuen Höchstwert erreicht. Allerdings benötigen ältere Personen oft Unterstützung.
Deswegen besteht eine grosse Nachfrage an Fachleuten, die die Betreuung von Menschen im Alter übernehmen und entsprechende soziale Berufe auch als Quereinstieg wählen.
Die reguläre Ausbildung als «Fachmann/Fachfrau Betreuung Menschen im Alter (EFZ)» dauert drei Jahre. Allerdings ist eine Verkürzung auf zwei Jahre möglich. In beiden Fällen findet die Ausbildung in Lehrbetrieben und Berufsfachschulen sowie gegebenenfalls im Rahmen von überbetrieblichen Kursen statt. Anders ist das bei der direkten Zulassung im Rahmen der Nachholbildung, bei der Sie sich selbst auf die Abschlussprüfung vorbereiten, sowie beim Validierungsverfahren, bei dem der Kompetenznachweis durch schriftliche Dossiers erforderlich ist.
Persönliche Voraussetzungen für den Job sind Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Verantwortungsbewusstsein. Dazu kommen formale Voraussetzungen, die je nach Ausbildungsform variieren.
Während bei der regulären dreijährigen Ausbildung nur ein Schulabschluss obligatorisch ist, müssen Sie bei der verkürzten Ausbildung Arbeitserfahrungen bzw. einen geeigneten Berufs- oder Fachabschluss mitbringen. Mindestens fünf Jahre Arbeitserfahrung – davon wenigstens zwei Jahre im Betreuungsbereich – sind hingegen bei Ausbildungen durch Validierungsverfahren bzw. Nachholbildung nötig.
Nach bestandener Ausbildung dürfen Sie den Titel «Fachmann/Fachfrau Betreuung Fachrichtung Menschen im Alter mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis» führen.
Ihre Aufgabe besteht darin, ältere Menschen in deren Alltag zu unterstützen und zu fördern. Sie helfen ihnen etwa bei Tätigkeiten wie Aufstehen, Ankleiden, Körperpflege und Nahrungsaufnahme. Zudem gehören auch die Organisation von Aktivitäten sowie gesundheitsrelevante Aufgaben wie Verbandswechsel oder Blutdruckmessungen zu Ihrem Tätigkeitsbereich.
Ihnen stehen eine Reihe von Weiterbildungsmöglichkeiten offen. So können Sie sich etwa als «Sozialbegleiterin/Sozialbegleiter mit eidgenössischem Fachausweis» spezialisieren. Zudem bestehen akademische Entwicklungsmöglichkeiten – etwa als «Aktivierungsfachfrau/Aktivierungsfachmann» mit Diplom.
Besonders vielen Vakanzen: Fachfrau/Fachmann Langzeitpflege und -betreuung (FA)
Sozialer Beruf mit besonders vielen Vakanzen: Fachfrau/Fachmann Langzeitpflege und -betreuung (FA)
Im dritten Quartal 2024 gab es in der Schweiz bei Jobs in einem Bereich besonders viele Vakanzen. Hierbei handelte es sich um das Pflegesegment. So wurden und werden Pflegefachkräfte in Stellenanzeigen händeringend gesucht. Diese hohe Nachfrage dürfte auch künftig bestehen, sodass für angehende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter eine Ausbildung im Pflegebereich relativ zukunftssicher ist.
Der Job «Fachfrau/Fachmann Langzeitpflege und -betreuung (FA)» erfordert eine rund zweijährige Ausbildungszeit. Diese findet im Gegensatz zu der Ausbildung bei den meisten anderen sozialen Berufen berufsbegleitend statt. Dabei bereiten Sie Lehrgänge auf die Inhalte der Abschlussprüfung vor.
Bei diesem Beruf sollten Sie Freude daran haben, pflegebedürftigen Menschen zu helfen. Belastbarkeit, Führungsqualitäten sowie Verantwortungsbereitschaft sind von Vorteil. Zudem benötigen Sie nicht nur Berufserfahrungen im Bereich der Langzeitpflege und -betreuung. Sie müssen auch bereits über ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis im Gesundheits- oder Sozialbereich verfügen.
Bestehen Sie die Prüfung, lautet die offizielle Berufsbezeichnung «Fachmann/Fachfrau Langzeitpflege und -betreuung mit eidgenössischem Fachausweis». Sie gestalten mit Ihrem Fachwissen aktiv Betreuungs- und Pflegeprozesse mit. Dabei liegt Ihr Augenmerk auf dem physischen, psychischen sowie sozialen Wohlbefinden Ihrer Klienten. Typische Arbeitgeber sind Pflege- und Seniorenheime sowie palliative Dienste.
Nach dem Berufsabschluss können Sie sich vielfältig weiterbilden und so auch andere soziale Berufe ergreifen. Wenn Ihnen der Sinn nach einer Leitungsfunktion steht, bietet sich beispielsweise ein eidgenössisches Diplom als «Leiterin/Leiter von sozialen und sozialmedizinischen Organisationen» an. An Höheren Fachschulen ist es zudem möglich, einen Abschluss als «Pflegefachfrau/Pflegefachfrau» zu erwerben. Hier liegt der Fokus auf der Planung, Ausführung oder Evaluation von Pflegemassnahmen.
Sozialer Job für die Zukunft unserer Gesellschaft: Fachfrau/Fachmann Betreuung Kinder EFZ
Wichtiger sozialer Job für die Zukunft unserer Gesellschaft: Fachfrau/Fachmann Betreuung Kinder EFZ
Die Schweiz ist auf fähige und gut ausgebildete Menschen angewiesen. Da dieser Weg bereits in den ersten Lebensjahren beginnt, ist es sinnvoll, in die fachkundige Betreuung und Unterstützung unserer Kinder zu investieren. Das erkennen auch Wirtschaft und Politik sukzessive und unterstützen angehende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter bei der Ausbildung durch Anreize.
Die formalen Modalitäten bei der Ausbildung zum Beruf «Fachfrau/Fachmann Betreuung Kinder (EFZ)» ähneln denen beim Berufsbild «Fachmann/Fachfrau Betreuung Menschen im Alter (EFZ)». Dementsprechend gibt es neben der dreijährigen regulären Ausbildung eine um ein Jahr verkürzte Ausbildung bei entsprechenden Vorkenntnissen.
Ebenso ist wie bei anderen sozialen Berufen auch eine Ausbildung via Nachholbildung oder Validierungsverfahren bei umfassenden praktischen Kenntnissen möglich.
Natürlich sollten Sie bei diesem Job gerne mit Kindern arbeiten und mit diesen sowohl humorvoll als auch geduldig interagieren können. Formal sind bei regulärer Ausbildung die klassische Schulbildung sowie beim verkürzten Verfahren zusätzlich eine dreijährige Berufserfahrung erforderlich. Wie bei anderen Ausbildungen im sozialen Bereich sind bei Nachholbildung und Validierungsverfahren die beruflichen Anforderungen noch umfangreicher.
Nach erfolgreich absolvierter Prüfung dürfen Sie sich «Fachfrau/Fachmann Betreuung Fachrichtung Kinder mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis» nennen. Sie können nun Kinder in zahlreichen Einrichtungen – von Kindertagesstätte und -hort bis zu Kinderheim und Schule – fachgerecht unterstützen. Zudem interagieren Sie mit Eltern und anderen Personen, um das Wohlbefinden und die Entfaltungsmöglichkeiten von Kindern zu fördern.
Auch nach dem Berufsabschluss stehen Ihnen diverse Weiterbildungsmöglichkeiten offen. So können Sie als «Kindheitspädagogin/Kindheitspädagoge mit Diplom (HF)» einen noch grösseren Einfluss auf die kindliche Bildung nehmen. Zudem haben Sie die Möglichkeit, sich als «Beraterin/Berater Frühe Kindheit mit eidgenössischem Diplom» speziell auf die frühkindliche Bildung zu fokussieren.
Migrationsfachfrau/Migrationsfachmann (FA) – Migranten fachlich und empatisch begleiten
Diese Ausbildung im sozialen Bereich trägt aktuellen geopolitischen Entwicklungen besonders Rechnung: Migrationsfachfrau/Migrationsfachmann (FA)
Experten erwarten, dass Migrationsbewegungen in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen. Gründe dafür sind vor allem die Folgen des Klimawandels und von bewaffneten Konflikten. Deswegen dürfte der ohnehin schon hohe Bedarf an Migrationsfachleuten weiter steigen.
Für den als Beruf «Migrationsfachfrau/Migrationsfachmann (FA)» ist eine zweijährige Ausbildung erforderlich. Die Lehrgänge erfolgen parallel zum Beruf. Deren Ziel ist eine optimale Vorbereitung für die abschliessende Berufsprüfung.
Transkulturelles Verständnis sowie die Fähigkeit zur interkulturellen Kommunikation sind das A und O für diesen Job. Zudem helfen Eigenständigkeit, Einfühlungsvermögen und Flexibilität. Interessenten benötigen als formale Bedingung bereits eine Anstellung in den Bereichen Asyl, Integration oder Migration und im Regelfall zudem einen Abschluss auf dem Niveau der Sekundarstufe 2.
Als «Migrationsfachfrau/Migrationsfachmann (FA)» gehören die Beratung, Unterstützung und Begleitung von Menschen mit Migrationsgeschichten zu Ihren Kernaufgaben. Sie helfen entscheidend dabei, dass Integration gelingt. Von Ihrer Expertise können verschiedenste Einrichtungen profitieren. Jobs und soziale Arbeit finden sich dabei nicht nur in Asylunterkünften, sondern auch in Behörden und Gemeinden sowie in verschiedenen anderen Bereichen mit Bezug zu Integration und Migration.
Auch nach abgeschlossener Ausbildung bieten sich weitere interessante berufliche Möglichkeiten. So können Sie Ihre besondere Perspektive aus dem Bereich Migration als «Gemeindeanimatorin/Gemeindeanimator mit Diplom» einbringen, um Lebensumfelder für alle Menschen zu verbessern. Als «Leiterin/Leiter in sozialen und sozial-medizinischen Organisationen mit Diplom» stehen Ihnen auch Führungsaufgaben in verschiedenen sozialen Berufen offen.
© berufliche-neuorientierung.ch, 4.11.2024, Autorenteam, Verantwortlich für den Inhalt: Andreas Räber