Auf dem Presseportal von Inar.de bin ich auf einen Artikel zum Thema «Berufliche Neuorientierung ab 40: Die 4 besten Tipps vom Karriereberater aus München» gestossen. Nachfolgend das Wichtigste in Kürze, ergänzt mit weiteren Tipps von mir (GPI® Coach, Andreas Räber).

Sich beruflich neu orientieren: 4 wertvolle Tipps vom Karriereberater

«Viele Führungskräfte ab 40 glauben, dass es ein Naturgesetz sei, die Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben zu klettern.»

Das sagt Volker Bienert, ein erfolgreicher Karriereberater aus München. Damit zu rechnen, dass es stetig nach oben geht, kann mitunter ein Bumerang sein. Bienert nennt plötzliche Umstrukturierungen im Betrieb, neue Vorgesetzte, mit denen die Chemie nicht stimmt oder auch wichtige Projekte, die nicht umgesetzt werden können als Gründe für eine unfreiwillige berufliche Neuorientierung. Das sind alles Dinge, um die wir zwar wissen, die allerdings ganz plötzlich kommen können.

«So wie bisher geht es nicht mehr weiter.»

Sind die 40er überschritten, nimmt die Angst zu, den bestehenden Job zu verlieren oder keinen neuen mehr zu finden. Was tun? Bienert gibt im Artikel Auskunft.

  1. Den Karriereknick nicht als Unfall bewerten

Unfälle müssen nicht zwingend Versagen bedeuten. Die Wirtschaftswelt verlaufe nicht mehr so vorhersehbar und geradlinig wie früher. Vernetzung, neue Technologien, das Tempo von Veränderungen – vieles hat sich verändert. Vielleicht ist eine berufliche Neuorientierung angesagt, die besser auf unsere Kompetenzen ausgerichtet ist und mehr bietet als der bisherige Weg.

  1. Wo stehen Sie und wo wollen Sie hin?

Eine Standortbestimmung hilft. Zu wissen, was man kann und wo man sich in Zukunft bewerben will. Ehrlichkeit ist dabei wichtig. Wenn schon neu orientieren, dann auch gleich aufschreiben, was man schon immer tun wollte und was man in Zukunft aus welchen Gründen vermeiden will. Bienert weist auch auf die aktuellen Herausforderungen und die Realität des Marktes hin.

  1. Networking, bewerben und suchen

Die letzte Bewerbung liegt für die meisten Ü40er schon lange zurück. Das bedeutet, sich informieren zu müssen, bedeutet nicht einkalkulierten zusätzlichen Kraftaufwand.

«Ob Sie auf eine Karriereberatung durch einen professionellen Coach zurückgreifen oder das Heft von Anfang an selbst in die Hand nehmen: Werden Sie aktiv!» Volker Bienert

«Wer nicht wirbt, stirbt» lautet ein Zitat aus der Werbung. Sie dürfen sich anderen Menschen mit ihrem Anliegen zutrauen. Netzwerken Sie. Reden und schreiben Sie darüber. Mündlich und in Social Networks. Allerdings erst, wenn Sie sich im Vorfeld genau überlegt haben, über was Sie genau reden möchten. Und: die Zielgruppe muss definiert sein. Nur wer von seinem beruflichen Stand oder von seinem eigenen Netzwerk her helfen könnte, braucht Ihre Infos. Konzentrat statt Giesskannenprinzip. Vielleicht gilt dieser Denkansatz auch bei Ihrer Berufswahl. Gibt es Spezialberufe, bei denen Ihnen Ihr bisheriger Werdegang nützt und die mit einer Weiterbildung neue Berufswege eröffnen?

  1. Achtsam sein gegenüber sich selbst

«Rutscht man auf der Karriereleiter erst einmal eine Sprosse ab, leidet auch das private Leben. Missmut und Frust machen sich breit, schlimmstenfalls Depressionen.» Volker Bienert

Wer sich bisher über seine Leistung definiert hat, läuft in diese Gefahr. Umstrukturierung und Neuorientierung fordern einen speziell.

«Wie viel ist von dem, was bisher zählte, noch wahr?»

fragen wir uns vielleicht.

Psychisches Recycling bedeutet nicht, alles über den Haufen zu werfen, sondern das Brauchbare zu behalten und neu zu bewerten.

Es geht um die nächsten Jahre. Um unser Leben. Um uns. Auch wir verändern uns laufend. Wir werden nicht schneller, dafür reifer. Dem müssen wir gerecht werden. Mit Achtsamkeit Grenzen respektieren.

Damit wir uns auch morgen noch effizient einbringen können!

von Jasmin Taher

Im Rahmen meiner Recherche für diesen Text habe ich im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis eine kleine Umfrage gestartet.

Überraschendes Ergebnis: Über 30 % der inzwischen Erwachsenen, die von mir interviewt wurden, wollten als Kinder Tierarzt* werden.

Nüchterne Bilanz: Heutzutage ist keiner der Befragten Tierarzt.

Berufliche Zukunft: Von den Kindern unter 7 Jahren, die ich interviewt habe, möchte übrigens nur eines – die Tochter einer Tierärztin – selbst Tierärztin werden. Ich gehe davon aus, dass sie ihren Berufswunsch eines Tages ausüben wird.

Berufswünsche: Die anderen Teilnehmer meiner Umfrage nannten als Traumberufe unter anderem Baggerfahrer, Feuerwehrmann, Polizist, Arzt, Zahnarzt, Mechaniker, Landwirt, Tierpfleger, Schneider, Designer, Musiker, Architekt, Schauspieler, Tänzer, Lehrer und Erzieher.

Fällt Ihnen auch etwas auf? Keiner der Befragten – ob gross oder klein – wollte Informatiker, Jurist, Chemiker oder Buchhalter werden. Niemand hatte den Wunsch, den ganzen Arbeitstag als Sachbearbeiter vor einem Computer zu sitzen und E-Mail-Anfragen oder Telefonate zu beantworten.

Welcher Tätigkeit gehen Sie jetzt nach und sind Sie glücklich dabei?

Überraschende Erkenntnis: Die Teilnehmer meiner Umfrage, die im sozialen Bereich als Ärzte, Zahnärzte, Sozialarbeiter, Erzieher, Lehrer, Physiotherapeuten, Osteopathen, Kranken- und Altenpfleger arbeiten, sind – abgesehen von einigen Fällen, die unter berufsbedingten Rückenschmerzen leiden – überwiegend zufrieden mit ihrer Berufswahl. Auch bei den Bäckern, Mechanikern, Gärtnern, Landwirten und Coiffeuren ist die Erfüllung durch ihre berufliche Tätigkeit hoch.

Trauriges Ergebnis: Viele der Befragten, die heute den ganzen Tag an einem Büroarbeitsplatz sitzen, leiden auch unter Rückenschmerzen. Sie sind deutlich unzufriedener mit ihrem aktuellen Job und denken über eine – teils einschneidende – Veränderung ihrer Tätigkeit nach. Auch viele der interviewten Mütter, die familiär bedingt vor einigen Jahren aus dem Beruf ausgestiegen sind, wollen nicht mehr zurück in ihren ursprünglichen Job.

Was ist der richtige Job für mich?

Interessanter Weise spielen viele Menschen, die ich interviewt habe, damit, sich beruflich umzuorientieren und Erzieher oder Altenpfleger zu werden. Sie lassen damit beispielsweise finanzielle Aspekte, die in jungen Jahren sicherlich einen entscheidenden Einfluss auf die Berufswahl hatten, aussen vor.

Vielmehr lassen sich bei der Berufswahl von ihren Neigungen leiten, überlegen sich, was sie gerne den ganzen Tag machen würden und womit sie glücklich und zufrieden sein können.

Ich habe aber auch Beispiele gesammelt, da erinnerten sich die Menschen, die sich in fortgeschrittenem Alter beruflich neu orientieren wollten, an ihre ursprünglichen Berufswünsche. Einer sehr besondere Frau, die ich kennenlernen durfte, fiel mit Mitte vierzig wieder ein, dass sie eigentlich Ärztin werden wollte, um Menschen in Afrika zu helfen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits viele Jahre als Primarschullehrerin Kinder unterrichtet. Mittlerweile ist sie über sechzig Jahre alt und fliegt nächste Woche zu ihrem nächsten Hilfseinsatz in die Zentralafrikanische Republik. Dort wird sie ihren Traumberuf aus Kindertagen ausüben und als Chirurgin den Menschen helfen.

*    Die Autorin verwendet im obigen Text die männliche Berufsbezeichnungen, dieses generische Maskulinum bezieht Frauen in gleichem Maße ein wie Männer.

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Es ist ein gewöhnlicher Arbeitstag. Ich stehe auf, geniesse das Frühstück, wasche mich und mache mich auf den Arbeitsweg. Dieselben Leute im Bus, dann im Zug und Gedanken, was der Tag wohl bringen wird. Begrüssung der Mitarbeiter, alles wie immer. Der Tag beginnt wie jeder andere.

Der Schock

Dann die Bitte des direkten Vorgesetzten, ins Büro zu kommen. Ein ungeplantes Timeout. Überrascht, neugierig. Ich bin gespannt. Die Bitte, Platz zu nehmen. Die peinliche Stille zwischen ausgewähltem Botschafter Arbeitnehmer. Bringen wir es hinter uns. Kurz und bündig. Die Facts sind geklärt. Arbeitslos. Keine Diskussion.

Hilflos. Innerhalb von nicht mal einer Minute ist der sicher geglaubte Boden unter den Füssen weg! Hinauskatapultiert aus der Komfortzone, hinein in die Wachstumszone. Statt, wie üblich, Fragen zum Tag, jetzt Fragen zur Zukunft. Berechtigte Fragen! Wer über 40 oder gar über 50 Jahre alt ist, wird es schwierig haben, einen neuen Job zu bekommen. Die Strategie wurde geändert. Man musste handeln. Dinge und Gründe, die nur die Vorgesetzten verstehen. Sie haben sie ja auch definiert. Die Wege festgelegt … An einem Tag, wie jeder andere.

Auslaufen, Verarbeiten

Filmriss. Vollstopp ohne Bremsweg. Die Geschichte ist geschrieben. Die nächste Folge findet ohne mich statt. Da sind plötzlich nie gekannte Gefühle. Was habe ich falsch gemacht? Wieso ich und nicht jemand anderes? Was zählt im Leben? Was ist Sicherheit? Was bedeutet es, arbeitslos zu sein? Meine Rolle ersatzlos gestrichen. Bin ich im falschen Film? Nein! Was ist, darf sein. Was ist, ist kein Ende, sondern erste Gefühle einer Neuorientierung. Filmabspann. Verarbeiten und Reflektieren. Hin zu Analysen und Chancen.

Analyse ist angesagt. Chancen und Wege finden.

 Arbeitslos und doch wertvoll

Zugegeben, das Tempo nimmt immer mehr ab. Wechseljahre. Ab 40 bedeutet Leistung von der Quantität hin zur Qualität. Qualität aber ist nun mal schwer messbar. Erfolg lebt nicht nur von Akkordarbeit. Leistung kann nicht mehr in Sekunden oder Minuten erreicht werden. Umgang, Erfahrung, Kompetenzen, sie lassen sich schliesslich nicht unter Zeitdruck setzen. Setzen aber gerne Zeichen. Bleibende Zeichen. Motivierend und gewinnbringend. Da ist noch vieles andere im Rucksack. Lebenserfahrung: Gemachte Fehler (die in der Firme nur dann nicht nochmals gemacht werden, wenn es erfahrene Mitarbeiter hat). Erfolgreiche Massnahmen. Umgang mit Kunden und Mitarbeitern. Lehrlinge, die zu einem erfolgreichen Abschluss begleitet werden konnten. Umstrukturierungen. Und vieles andere. Wer über 40 ist, ist demnach nicht nur wertvoll, sondern voll Wert!

Ab 40: In der Bewerbung Einzigartigkeit und innere Stärken stärker sichtbar machen.

Lösung(en) und Ansätze

Gibt es eine Lösung bei Arbeitslosigkeit über 40? Dass man sich bewerben muss, ist Pflicht und auch Ehrensache. Wie man sich bewirbt, hat einen grossen Einfluss auf die Wahrnehmung beim Empfänger. Ein paar Beispiele:

  • Originalität ist angesagt
  • Lebenserfahrung visuell in der Bewerbung umsetzen
  • Nachfragen bei Absagen
  • Lernen aus Rückmeldungen
  • Durchhalten und spüren, was gesucht ist
  • Der Firma, die eine Stelle ausgeschrieben hat, kommunizieren, warum sie gerade Sie nehmen sollte
  • Keine Bewerbung sollte gleich sein
  • Arbeiten Sie daran, zu erkennen, wie Ihre Bewerbung positiv auffallen könnte
  • Was gar nicht gut ankommt: Eine Bewerbung von jemand anderem schreiben zu lassen oder sie so zu gestalten, dass sie klar als Kopie einer Vorlage erkennbar ist.

Weitere Fragen, Wege

  • Gibt es verwandte Berufsbilder, bei denen man sich auch bewerben kann?
  • Ist berufliche Selbstständigkeit ein Thema?
  • Ist eine Umschulung, berufsbegleitende Ausbildung angesagt?
  • Jobsharing mit dem Partner, der Partnerin?
  • Stockt der Partner oder die Partnerin ihr Arbeitspensum zwischenzeitlich auf?

Arbeitslosigkeit ist eine unerwartete Aufforderung und Chance, sich neu zu orientieren.

Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach

Andreas Räber, GPI-Coach

Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.


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Und auf Berufliche-Neuorientierung.ch

Die leidenschaftlichen Fans des Hamburger Bundesligisten HSV hatten es nicht leicht: Ihr geliebter Verein fand sich über lange Zeit fast durchgehend im unteren Teil der Tabelle, vom Abstieg in die 2. Bundesliga ernstlich bedroht. Es bestand also Handlungsbedarf

Wer älter ist hat auf dem Arbeitsmarkt weniger Chancen. Darum sind Kündigungen oft auch Schicksalsschläge. Welche Möglichkeiten haben Menschen, die zum Beispiel über 50 Jahre alt sind und denen gekündigt wird? Dieser Frage ist Reto Ramstein, Jurist, im Auftrag von berufliche-neuorientierung.ch nachgegangen.

Wird einem Mitarbeiter z.B. über 50 gekündigt, gibt es rechtliche Aspekte, die ihn unterstützen?

Ältere Angestellte eines Unternehmens trifft eine unerwartete Kündigung besonders hart. Sie verlieren nicht nur die Existenzgrundlage, sondern auch ihre Identität, die sie sich mit der langjährigen Betriebszugehörigkeit erschaffen haben. Ausserdem haben ältere Arbeitnehmer bei der Stellensuche immer noch mit Vorbehalten von Arbeitgebern zu kämpfen. Nach den Erfahrungen des Beobachter-Beratungszentrums haben Unternehmen aber wenig Hemmungen, ihre langjährigen Mitarbeiter zu entlassen, wenn z.B. die Leistung abnimmt. (Quellen: der Beobachter, Kündigung Jahrzehnte treu – dann abserviert, beobachter.ch/arbeit-bildung/arbeitsrecht/artikel/kuendigung_jahrzehnte-treu-dann-abserviert/).

Wie kann rechtlich gegen eine Kündigung vorgegangen werden?

Die Ausgangslage ist leider nicht ideal. Das Schweizer Arbeitsvertragsrecht hat keinen besonderen Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer. Es braucht weder eine Vorankündigung noch einen Grund für die Kündigung. Auch Sozialpläne sind gesetzlich nicht vorgesehen. Obwohl es eine gesetzliche Abgangsentschädigung für über 50-Jährige gibt, die nach mehr als 20 Dienstjahren ihre Arbeitsstelle verlassen, können die Arbeitgeber ihre Pensionskassen-Beiträge mit der Abgangsentschädigung verrechnen. Die Zahlungen der beruflichen Vorsorge haben grundsätzlich Vorrang. (Quellen: grenznah.info, Arbeitsrecht in der Schweiz, grenznah.info/16.html, der Beobachter, Kündigung Jahrzehnte treu – dann abserviert, beobachter.ch/arbeit-bildung/arbeitsrecht/artikel/kuendigung_jahrzehnte-treu-dann-abserviert/).

Allerdings gibt es ausnahmsweise ein Recht auf Entschädigung, wenn der kündigende Arbeitgeber das Prinzip der schonenden Rechtsausübung verletzt. Das Bundesgericht hat diesbezüglich entschieden (BGE 132 III 115), dass ein Unternehmen eine erhöhte Fürsorgepflicht hat, wen ein Angestellter sein gesamtes Arbeitsleben für das Unternehmen tätig war. Wer deshalb <<einem Angestellten nach 44 Dienstjahren, wenige Monate vor der Pensionierung ohne betriebliche Notwendigkeit und ohne nach einer sozialverträglicheren Lösung gesucht zu haben, kündigt, verletzt seine Fürsorgepflicht und handelt damit missbräuchlich>>; d.h. die Kündigung ist missbräuchlich nach Art. 336 OR. In diesem Fall wurde einem älteren Angestellten eine Abgangsentschädigung von sechs Monatslöhnen zugesprochen. Wer eine Entschädigung beanspruchen will, muss dies jedoch vor dem Ablauf der Kündigungsfrist beim Arbeitgeber schriftlich verlangen. Ausserdem ist innerhalb von 180 Tagen ab dem Ende des Arbeitsverhältnisses die Klage beim Gericht einzureichen (Art. 336b OR, vgl. auch Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Kündigung, seco.admin.ch/themen/00385/00420/04667/04686/?lang=de).

Tipp: ältere Arbeitnehmer sollten sich rechtlich beraten lassen, wenn sie vor der Pensionierung und ohne Sozialplan/Entschädigung eine Kündigung erhalten.

Konkurrenzverbot

Ein Konkurrenzverbot ist angemessen zu beschränken, damit eine unnötige Erschwerung des wirtschaftlichen Fortkommens des Arbeitnehmers vermieden wird. Falls jedoch die wirtschaftliche Existenz eines älteren Arbeitnehmers durch eine Altersrente vollumfänglich gesichert ist, kann dies im Ergebnis dazu führen, dass ein Konkurrenzverbot gegenüber einen pensionierten Arbeitnehmer (mit viel Erfahrung) noch strenger ausgestaltet wird. (Quelle: Dr.iur. Christoph Senti, Pensionierte als Arbeitnehmende: Ein arbeits- und sozialversicherungsrechtlicher Sonderfall mit Stolperstricken, Bereinigtes und aktualisiertes Referat der Weiterbildungsveranstaltung des Instituts für Rechtswissenschaft und Rechtspraxis, St. Galler Tagung zum Arbeitsrecht, Freitag, 2. Dezember 2011, Grand Casino Luzern, 9450.ch/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=70).

Aufnahme einer selbständigen Erwerbstätigkeit

Es ist grundsätzlich möglich, Freizügigkeitskapital vorzeitig in bar zu beziehen, falls eine selbständige Erwerbstätigkeit aufgenommen wird. Bei einem Scheitern droht allerdings der Verlust dieses Altersguthabens. Aus diesem Grund sollten insbesondere ältere Selbständigerwerbende von einem Barbezug des Altersguthabens absehen. (Quelle: Startwerk.ch, Vorsorgegelder für Selbständigkeit einsetzen? Startwerk.ch/2013/02/18/bvg-als-startkapital-vorsorgegelder-fuer-selbstaendigkeit-einsetzen/).

Sozialversicherungsrechtliche Regelung

Falls ältere Arbeitnehmer 48 Monate oder weniger vor Erreichen des AHV-Alters arbeitslos werden, können Sie bis zur Ausrichtung der AHV-Rente Arbeitslosentaggelder beanspruchen. Ihr Höchstanspruch beträgt 640 Taggelder. Ein halbes Jahr vor dem AHV-Alter sind sie auch nicht mehr verpflichtet, eine Stelle zu suchen. (Quelle: grenznah.info, Arbeitsrecht in der Schweiz, Grenznah.info/16.html)

(c) berufliche-neuorientierung.ch – 15.02.2014

Autor: Reto Ramstein, Jurist

Einleitung: Andreas Räber, GPI Coach, Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch

Webtipp:

Ausbildung-Tipps.ch: 50plus und wie man einen neuen Job findet 

«Leider zwingt uns die wirtschaftlich schwierige Lage, das Arbeitsverhältnis mit Ihnen aufzulösen.» Solche oder ähnliche Worte gehören schon fast zu den Standardsätzen in einem Kündigungsschreiben. Die Mitteilung über die Auflösung eines Arbeitsverhältnisses zu erhalten, ist für Betroffene nicht,leicht. Besonders dann nicht, wenn einen diese ohne Vorwarnung trifft. Das hinterlässt schmerzende Wunden. Wunden, die erst wieder heilen müssen.

Arbeitslosigkeit als Chance sehen

Gerade in der heutigen, eher unsicheren Zeit verlässt man einen Arbeitsplatz nicht einfach so, um etwas Neues auszuprobieren. Man überlegt sich zwei-, dreimal, ob man eine «relativ sichere» Arbeit aufgeben will. Unter Umständen löst eine Kündigung existenzielle Not aus, mit negativen Folgen auf das soziale Umfeld.

«Eine Kündigung ist die unfreiwillige Chance, sich nach neuen Perspektiven umzusehen»

Wie vieles andere hat auch eine Kündigung zwei Seiten. Eine Kündigung wird in der Regel als negativ wahrgenommen. Man wird vor Tatsachen gestellt. Man ist überflüssig. Vielleicht kann man diesem Unwort «Kündigung» die Kraft ein bisschen nehmen, in dem man ihm eine andere Bedeutung gibt. «Eine Kündigung ist die unfreiwillige Chance, sich nach neuen Perspektiven umzusehen.» Das ergibt ein neues Bild.?

Zwangsläufig gibt der «Blaue Brief» Raum, um die eigene Situation neu zu überdenken. Vielleicht besteht gerade jetzt die Gelegenheit, noch etwas Anderes,  Neues zu wagen. Eine neue Branche, berufliche Selbstständigkeit oder ein anderer Arbeitgeber.

Arbeitssituation damals und heute

Früher erlernte man einen Beruf, den man meistens sein ganzes Leben lang ausübte. Heute arbeiten viele nicht mehr in ihrem Erstberuf. Viele der derzeitig angebotenen Jobs beziehen sich nicht mehr nur auf einen Fachbereich. Vielmehr werden Kenntnisse in verschiedenen Sparten vorausgesetzt. Wurden in den 1990-er und 2000-er Jahren viele Allrounder wegrationalisiert, werden heute wieder vermehrt Arbeitskräfte mit umfassenden Qualitäten eingestellt.

Verschiedene Jobs werden in eine Stelle «gepackt». Diese Strategie bietet einer Firma die Möglichkeit, die Kosten mehrerer Arbeitskräfte einzusparen. Dies bedeutet, dass Fachwissen und Erfahrungen als persönlicher Leistungsausweis gewertet werden können!

Arbeitslosigkeit als Chance - frühzeitig bewerben

Mit der Stellensuche frühzeitig beginnen

Spätestens ab Bekanntwerden der Kündigung sollte mit der Stellensuche begonnen werden. Nicht abwarten bis man arbeitslos ist. Ansonsten kann das Arbeitsamt Kürzungen des Arbeitslosengeldes (Einstelltage) auferlegen. Der «Nocharbeitgeber» muss Stellensuchenden die notwendige Zeit für Vorstellungsgespräche gewähren.

  • Sich beim RAV (Regionale Arbeitsvermittlung) anmelden. Es ist von Vorteil,  bereits bei der Anmeldung einige Bewerbungen vorweisen zu können. Damit signalisiert man die Bereitschaft, möglichst bald eine neue Arbeitsstelle zu finden.
  • Nicht nur auf dem jetzigen Fachgebiet suchen. Vielleicht bestehen mit der Ausbildung und Erfahrung auch in anderen verwandten Branchen Möglichkeiten für eine Anstellung.
  • Lokalpresse, Internet durchforsten und sich bei Stellenvermittlungen anmelden.
  • Den Freundeskreis informieren.

Beziehungsnetz nutzen

Stellensuchende sollten ihr Beziehungsnetz (Vitamin B) aktivieren. Arbeitslosigkeit kann jede(n) treffen. Viele Stellen werden durch Beziehungen vermittelt. Vielleicht sucht ja gerade jene Firma eine neue Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, bei der ein Freund oder eine Freundin beschäftigt ist.

Berufliche Neuorientierung wagen

Die vom RAV angebotenen Kurse und Weiterbildungen sollten genutzt werden, auch wenn diese im ersten Moment überflüssig oder unsinnig erscheinen. Vieles hat sich in den letzten Jahren geändert (Bsp. Bewerbungen damals und heute). Letztendlich kann man nur gewinnen. Warum nicht eine berufliche Neuorientierung wagen?

Alles, was man dazulernt, kann eines Tages nützlich sein. Leistungen können gekürzt werden, wenn man sich weigert, einen angebotenen Kurs zu besuchen. Neuorientierung, beruflich wie privat, braucht Mut. Es ist einfacher, auf den alten Trott zu setzen. Ob man sich neuorientiert oder wie bisher weitermacht, beide Wege haben Chancen und Gefahren!

Künstlerische Berufe

Für Arbeitslose in künstlerischen Bereichen wie bspw. Theater (darstellende Künste), Veranstaltungstechnik, Licht & Ton, Multimedia, Grafik, aber auch Gastronomie usw. gibt es spezielle Programme. Fragen Sie Ihre(n) RAV-Mitarbeiter(in) nach Kulturmarkt. Infos auf: Kulturmarkt.ch

Weiterführende Tipps

Autor: Alex Mörgeli

Tipps für eine erfolgreiche Unternehmensgründung

Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist ein Abenteuer. Ein Abenteuer deshalb, weil das Aufbrechen in neue Gewässer sowohl in Schiffbruch als auch in grossen Entdeckungen enden kann. Eine zündende Geschäftsidee zu entwickeln und zu verfolgen (genau so, wie Sie es sich vorstellen), eine Lokalität zu beziehen, sich der eigene Chef und des eigenen Glückes Schmied zu sein… dafür lohnt es sich, mühsame und langwierige Behördengänge auf sich zu nehmen und sich durch den dichten schweizerischen Bürokratiewald zu kämpfen. Selbstständig zu werden kann im Idealfall bedeuten, das Hobby zum Beruf zu machen und der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Kein Chef redet mit, weder Arbeitszeiten und Vorgehensweisen sind vorgegeben.

Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit sind für Viele die Hauptmotive für den Schritt ins Ungewisse. Zurecht. Denn Studien zeigen, dass deren Verwirklichung eine hohe Zufriedenheit auslöst – trotz viel Stress und hoher Belastung.

Beruflich Selbstständig werden in der Schweiz: Einige Fakten

Wie alle richtigen Abenteuer birgt auch die Selbstständigkeit gewisse Risiken. Konkret sehen diese in der Schweiz wie folgt aus: Jährlich werden mehr als 10’000 Firmen neu gegründet (im Jahr 2012 gar beinahe 40’000!). Der Grossteil davon beschäftigt zwischen 1 und 4 Mitarbeiter, welche wiederum ca. 80% der Arbeiternehmer aller neuen Unternehmen ausmachen. Die Schweizer Wirtschaft besteht zu 88% aus sogenannten Mirko-Unternehmen (1 bis 9 Mitarbeiter). Im Übrigen ist interessant zu beobachten, dass der Ausländeranteil bei den Unternehmensneugründungen in der Schweiz auf fast 40% auffallend hoch gestiegen ist. Die Erfolgsquote bei von Frauen gegründeten Firmen ist bedeutend höher als bei männergeführten.

Um auf das Thema Schiffbruch zurückzukommen, hier die ernüchternden Fakten: Dreiviertel dieser Start-ups werden spätestens ein Jahr nach ihrer Gründung wieder aus den Verzeichnissen gelöscht. Die in der Schweiz durch Konkurse entstandenen Kosten belaufen sich jedes Jahr auf Milliardenhöhe.

Gut gerüstet in das Abenteuer

Damit das Abenteuer Selbständigkeit nicht zum Fiasko wird, gibt es einige Punkte zu beachten und eigene kritische Fragen an sich selbst zu stellen. Der Schritt in die Selbständigkeit fordert einen hohen Einsatz und spielt stark mit der eigenen Persönlichkeit zusammen. Eine realistische Selbsteinschätzung ist dabei also das A und O.

Fragen Sie sich ehrlich:

  • Bin ich der Unternehmertyp?
  • Bin ich genügend belastbar was meinen finanziellen Rückhalt wie auch meine Persönlichkeit betrifft? Behalte ich auch in turbulenten Momenten einen kühlen Kopf und den Überblick?
  • Und weiter: Bin ich ein guter Networker – will heissen: Kann ich ungezwungen auf Menschen zugehen und Kontakte knüpfen, die mein Business weiterbringen?
  • Und zu guter Letzt: Was denkt meine Familie, was denken Freunde und Bekannte über meine Pläne, selbstständig zu werden?

Innovative Start-ups mit einer Vision

Unternehmensgründungen sind zur Zeit nicht nur beliebt, sondern auch volkswirtschaftlich von grosser Bedeutung: Sie schaffen Arbeitsplätze und bringen die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz als Wirtschaftsplatz voran. Firmen, welche die kritischen ersten 2 Jahre überleben, beschäftigen nach 5 Jahren im Schnitt über 50% mehr Personal. 15 % aller Schweizer Unternehmen sind über 30 Jahre alt.
Worin liegen die Gründe des Erfolgs bei jenen, denen die Selbständigkeit gelingt? Welche Schlüsse sind daraus zu ziehen?

Zentral ist, dass die Geschäftsidee zu Ihrem Profil passt.

Welche Geschäftsidee haben Sie?Verfügen Sie über Erfahrung in der Branche und einen entsprechenden Leistungsausweis? Haben Sie bereits Referenzen und Kontakte in diesem Bereich? Ist Ihre Idee wirklich gut und innovativ? Besetzen Sie damit eine Marktlücke oder machen Sie etwas Bestehendes auf ganz neue Art?

Der Erfolg kommt nicht von selbst

Studien belegen die Wichtigkeit genau dieser Fragen: Wer vor der Gründung seiner Firma intensiv Marktanalyse und Kundenakquisition betreibt, ist erfolgreicher. Wer im Kontakt mit Kunden Marktlücken festmachen und diese mit gezielten Verbesserungen und Neuerungen füllen kann, hat gute Chancen mit seinem Start-up wirklich durchzustarten.

Dies hat allerdings seinen Preis: 50- bis 60-Stunden-Wochen sind für viele selbstständig Erwerbende der Normalfall. Ferien fallen oft ins Wasser und das Risiko einer wirtschaftlichen Baise wird nie ganz zu vermeiden sind. Ein erfolgreicher Unternehmer verfügt über einen fast unerschütterlichen Glauben daran, dass die Reise ans Ziel führt, dass die Idee funktioniert und der Plan irgendwie aufgeht. Er hat Durchhaltevermögen und ist bereit, für den Erfolg seines Firma Opfer zu bringen.

Schlussendlich braucht es vor allem eines, um erfolgreich selbstständig zu werden: Freude an der Arbeit. Der Mut, in Freiheit etwas zu erschaffen, und die Lust, es richtig gut zu machen ­– das setzt immense Kräfte frei.

Die Freude am Abenteuer entschiedet schliesslich darüber, ob der Sprung ins kalte Wasser erfolgt oder nicht. Wer weiss, welche Entdeckung solch eine Reise mit sich bringt?

Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach

Andreas Räber, GPI-Coach

Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.

Risiken eingehen hat Folgen – positive oder negative. Wer wagt gewinnt, heisst es so schön. Und wenn er nun aber verliert? Wer sich beruflich neu orientieren will, muss sich der Chancen und Gefahren des Zielmarktes, sowie der eigenen Stärken und Schwächen bewusst werden. Auch bisheriger Erfolg ist keine Garantie dafür, dass es immer so bleiben wird. Plötzlich kann sie da sein, die Lebenskrise – und man stellt fest, es kann nicht alles versichert werden …

Vom Erfolg zur Lebenskrise – und dann?

Einer der erfolgreichsten Werber der Schweiz, Kurt Baer, kennt diese Berg- und Talfahrt nur zu gut. Über vierzehn Jahre lang ist er bei einer grossen Werbeagentur in einer leitenden Position tätig. Sein Klientel kommt vorwiegend aus Hotellerie und Gastgewerbe. 1980 gründet er eine eigene Agentur. Sein Know-how ist gefragt, zu seinen Kunden gehören die grössten Hotels der Schweiz. Zehn Jahre balanciert er erfolgreich auf dem aufsteigenden Ast, das ist ein gutes Gefühl! Dann kommen die 1990er Jahre und damit die Talfahrt für den erfolgreichen Werber Kurt Baer.

Folgen der Rezession

Porträt Kurt Baer - Umgang mit LebenskriseErfolg ist planbar – diese Aussage trifft leider nicht immer zu. Die Werbeagentur von Kurt Baer wird Opfer der Rezession in den 90er Jahren, die vor allem die Immobilienbranche und den Gastrobereich trifft. Die Verluste der Agentur sind derart massiv, dass das Ehepaar Baer sein privates Vermögen investiert, in der Hoffnung, das Schlimmste abwenden zu können. Doch es ist zu spät. Von einem Tag auf den anderen ist die Firma bankrott und auch das eigene Hab und Gut verloren. Was bleibt, ist sein Glaube an Gott.

Das Ende, das ein Anfang ist

Der totale Bankrott hat bei Baers auch gesundheitliche Folgen. Nicht von ungefähr stellt sich in dieser Situation die Frage, was wirklich zählt. Die Geschichte von Kurt und Yvonne Baer ist eine Geschichte, die sich immer und überall ereignen kann …

Weiter auf Berufliche-Neuorientierung.ch: Berufliche Krise überwinden

Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach

Andreas Räber, GPI-Coach

Mehr Infos zum Autor finden Sie auf Andreas-Räber.ch und auf Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch.