Schritt für Schritt in die berufliche Neuorientierung

(Von Jasmin Taher)

Die Leiterin einer Ausbildungsstätte kam auf den Ehemann meiner Kolumnistin zu und bot ihm einen Platz für eine berufsbegleitende Ausbildung zum Trainer für Feinmotorik an. Es dauerte eine Weile, bis er sich an den Gedanken an eine berufliche Neuorientierung gewöhnt hatte und sich entschloss, die Ausbildung zu absolvieren. In der Zwischenzeit ist er so gut wie fertig mit seiner Ausbildung und plant, das Feinmotoriktraining für Kinder und Erwachsene zunächst neben seiner Festanstellung als Sozialarbeiter anzubieten.

Feinmotorik Ausbildung: Wenn die berufliche Neuorientierung zu Dir kommt

Feinmotorik Ausbildung: Wenn die berufliche Neuorientierung zu Dir kommt

Besondere Begabungen für zu besonderen Ausbildungen. Berufliche Neuorientierung entdecken und wagen.

Wenn der Ausbildungsplatz auf dich zukommt

Mein Mann kann ausgezeichnet mit Menschen im Allgemeinen und mit Kindern im Besonderen umgehen. Als Sozialarbeiter ist er auch im Umgang mit «Kindern mit speziellen Bedürfnissen» geübt. Er hilft und unterstützt andere Menschen gerne in allen Bereichen des Lebens.

Die Therapeutin, bei dem unser Sohn seit vielen Jahren in Behandlung ist, hatte bei meinem Mann eine besondere Eignung für die Arbeit als Feinmotorik-Trainer erkannt. Sie kam daraufhin vor einigen Jahren auf ihn zu – in der modernen Zeitrechnung «im Jahr 1 vor Corona» –  und bot ihm einen Ausbildungsplatz in einem der Kurse zum «Trainer für Feinmotorik» an ihrem Institut an. Mein Mann haderte lange mit dem Gedanken, die kostspielige Ausbildung zu machen. Er sah zwar ein, dass er dann unseren Sohn und die ganze Familie behandeln könne, aber Kosten und Nutzen schienen sich in seinen Augen nicht aufzuwiegen. Kurz bevor die Pandemie ausbrach, entschied er – nachdem die Anmeldefrist längst verstrichen war – dass er die Ausbildung machen wolle, um sich beruflich neu zu orientieren.

Frist verstrichen: alle Ausbildungsplätze besetzt

Alle Ausbildungsplätze waren leider bereits vor dem Verstreichen der Frist besetzt. Mein Mann wurde vertröstet, die Ausbildung im nächsten Kurs zu absolvieren, der zwei Jahre später starten sollte. Dann kam Corona. Gleichzeitig rückte der Termin des Kursbeginns näher. Eines Tages klingelte sein Telefon. Die Institutsleitung bot ihm spontan einen Platz im Kurs an. Weil einige Teilnehmer, die sich angemeldet hatten, coronabedingt nicht ins Ausland reisen durften, waren kurzfristig Plätze frei. Mein Mann griff zu!

Berufsbegleitende Ausbildung zum Feinmotorik-Trainer

Die Ausbildung zum Feinmotorik-Trainer umfasste insgesamt 300 Stunden und fand berufsbegleitend circa 200 km von unserem Heimatort statt. Die Ausbildung war in zehn jeweils fünftägige Unterrichtsblöcke aufgeteilt. In den zehn Ausbildungsmodulen wurde den Schülerinnen und Schülern das notwendige Wissen vermittelt, um Familie und Freunde privat zu behandeln.

Um Kinder und Erwachsene gewerblich zu trainieren, wurden im Anschluss an die eigentliche Ausbildung Supervisionen angeboten. Bei diesen Supervisionen begleiten und beaufsichtigen die Ausbilderinnen die Kurteilnehmer bei der praktischen Tätigkeit. Erst nachdem sie ihre Fähigkeiten in der Praxis unter Beweis gestellt haben, erhalten die Teilnehmer ein offizielles Zertifikat und dürfen auf die Menschheit losgelassen werden.

Der Nutzen des Feinmotorik-Unterrichts

Der Feinmotorik-Unterricht ist geeignet, um Menschen mit speziellen Bedürfnissen zu unterstützen.

Das Training wird angewandt, wenn Kinder oder Erwachsene in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind, wenn ihre Entwicklung verzögert ist, wenn neurologische Störungen vorliegen oder wenn schulische, sportliche oder musikalische Fähigkeiten gefördert und optimiert werden sollen.

Die kleinen, fast unscheinbaren Übungen, werden durch den ausgebildeten Feinmotorik-Trainer ausgeführt. Die Schülerinnen und Schüler können während der Trainingseinheiten entspannen und sich derweil vom «Practitioner» trainieren lassen. Durch die Lessons können Schmerzen gelindert, die Beweglichkeit gefördert und Verspannungen gelöst werden. Zudem wird die Selbstwahrnehmung gesteigert und dadurch letztendlich die Körperhaltung verbessert.

Unterstützung durch die Familie ist wichtig

Eine solche lange berufsbegleitende Ausbildung an einem fernen Ort ist nur möglich, wenn die ganze Familie an einem Strang zieht. Für mich war es eine grosse Herausforderung, während der beruflichen Neuorientierung, der Ausbildungsmodule und Supervisionen Haushalt, Familie und Beruf alleine zu bestreiten. Und doch konnte sich mein Mann selbstverständlich der wichtigen Unterstützung durch die gesamte Familie sicher sein. Trotzdem bin ich dankbar und froh, dass nur noch wenige Supervisionen anstehen und das baldige Ende der Ausbildung in Sicht ist.

© berufliche-neuorientierung.ch/Jasmin Taher, 3.1.2022

Weitere Artikel zum Thema berufliche Neuorientierung

Ausbildung an einer Modeschule

Glitzer und Glamour, exklusive Partys und Laufstegmodels, die die neuesten Kollektionen präsentieren – das sind wohl die ersten Assoziationen, die den meisten beim Wort «Mode» in den Sinn kommen. Modedesigner werden als Stars gefeiert und sind nicht selten exzentrische Persönlichkeiten. Doch wie wird man zum Modedesigner? In diesem Artikel werden die Schritte zur Ausbildung eines Modedesigners beleuchtet sowie Perspektiven dieses Berufes aufgezeigt.

50 Plus: Möglichkeiten als Chancen erkennen und nutzen

Kann man mit 50 Plus noch den Job noch wechseln? Ist unsere Wirtschaft bereit, auch «ältere Semester» anzustellen? Welche Chancen haben erfahrene Mitarbeiter? Möglichkeiten, Chancen & Gefahren im nachfolgenden Online-Ratgeber.

Qualität in der Coaching-Ausbildung unter der Lupe

Es gibt zahlreiche Coaching-Anbieter und neben den alteingesessenen Agenturen drängen immer mehr auf den Markt, die kurzzeitige, aber dafür umso effektivere Coaching-Ausbildungen versprechen. Doch was ist dran an dieser Verheissung? Kann Coaching wirklich kurz und dennoch effektiv ausgebildet werden oder bieten längerdauernde Ausbildungen nicht den grösseren Lerneffekt?

Jobangst bewusst angehen

Am 4. März stimmt das Schweizer Volk über die No-Billag-Initiative ab. Mitarbeiter aus einer sonst schon durch Einsparungen betroffenen Branche, sehen sich grossen Herausforderungen ausgesetzt. Die Jobangst nimmt zu. Fragen wie «Wie geht es weiter?» «Wie ist meine berufliche Zukunft und welche Möglichkeiten habe ich sonst noch?» nehmen an Stärke zu. Was kann man tun?

50 Plus: Möglichkeiten als Chancen erkennen und nutzen

Kennen Sie das? Sie sitzen mal wieder auf der Arbeit. Neben Ihnen stapelt sich ein gewaltiger Haufen Papierkram, der bis zu einer unmöglichen Deadline bearbeitet werden muss. Ihr Chef sitzt Ihnen im Nacken und während Sie über Ihre aktuelle Situation nachdenken, macht sich in Ihnen ein beklemmendes Gefühl der Langeweile und Leere breit. Sie stellen sich vor, wie es wäre, anstatt Ihres jetzigen Jobs diese eine Sache zu machen, von der Sie schon so lange träumen.

Berufung suchen, finden und leben

«Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.» sagte schon Konfuzius. Wer (s)eine Berufung findet, ist motivierter. Doch wie findet man sie? Die eigene Berufung finden ist eine Pflicht, ja eine Lebensaufgabe! Auch wenn wir unsere Träume und Wünsche vielleicht nicht verwirklichen können, sollten wir die Berufung zumindest andenken und immer wieder versuchen. Der hier vorliegende Online-Ratgeber unterstützt Sie darin.