Berufliche Neuorientierung mit 50 plus, darauf müssen Sie Acht geben

Kann man mit über 50 den Job wechseln? Ist eine berufliche Neuorientierung in diesem Alter überhaupt noch möglich? Dass mit zunehmendem Alter ein Berufswechsel schwieriger sein kann, ist bekannt. Welche Möglichkeiten sind vorhanden? Von Weiterbildung, Reputation und aktivem Selbstmarketing. 

Nehmen wir zwei fiktive Beispiele:

Martin ist 51 Jahre alt.

Er ist seit seiner Ausbildung im selben Beruf tätig. Dieser hat ihn jahrelang erfüllt, doch mittlerweile fehlt ihm bei der Arbeit ein gewisser Sinn. Er wünscht sich mehr Befriedigung. Er möchte spüren, dass er etwas Nützliches tut. Zudem hat er Mühe mit dem enormen Tempo und den überhöhten Zielen, die in den letzten Jahren stetig zugenommen haben. In Sachen Weiterbildung hat Martin vor allem an internen und externen Kurzseminaren teilgenommen. In seiner ganzen beruflichen Laufbahn hat er sich konsequent auf seine Branche fokussiert.

Auch Marianne ist über 50.

Ihre berufliche Laufbahn hat mehr Dynamik. So hat sie in fünf verschiedenen Betrieben gearbeitet und zusätzliche Ausbildungen absolviert. Veränderungen bei ihrem Arbeitgeber hat sie stets aktiv unterstützt. Während ein paar Jahren war sie ständiges Mitglied einer ERFA-Gruppe, die neueste Entwicklungen beobachtet und darüber ausgetauscht hat. Auch in den sozialen Medien hat sie sich bei wichtigen Themen investiert.

Berufliche Neuorientierung mit 50 plus, darauf müssen Sie Acht geben

Sich frühzeitig orientieren und investieren hilft bei einer späteren beruflichen Neuorientierung.

50 plus = viele Kompetenzen und viel Erfahrung

Unsere Protagonisten können beide auf umfangreiche Kompetenzen und Erfahrungen zugreifen. Während sich Hans in seinem Bereich zum absoluten Spezialisten entwickelt hat, war Marianne breiter unterwegs. Neuheiten, Trends und Entwicklungen gehören zu ihrem täglichen Informationsbedürfnis.

Möchten sich beide beruflich neu orientieren, ist ihr bisheriger Werdegang sehr wichtig. Aus diesem lassen sich Überzeugungen, Ziele und Lebensgestaltung herauslesen — wichtige Parameter für die Vergabe von neuen Jobs.

Martin bleibt Spezialist

Martin  ist darauf angewiesen, dass sein neuer Job thematisch ähnlich ist wie der bisherige. Hier sind seine Chancen am grössten, weil er sich darauf spezialisiert hat.

Marianne hat mehr Möglichkeiten dank aktivem Selbstmarketing

Marianne hat sich in den Jahren mehr Spielraum erarbeitet. Durch ihre Vernetzung, ihre Ausbildungen und die Auseinandersetzung mit Trends bieten sich ihr mehr Möglichkeiten, auch in neue Berufsfelder einsteigen zu können. Marianne hat aktives Selbstmarketing betrieben.

Aktives Selbstmarketing zahlt sich aus

Selbstmarketing bedeutet, bei Entscheidungsträgern und wichtigen Themen, zum Beispiel in sozialen Medien, im Gespräch zu sein. So findet der Aufbau einer – je älter wir werden extrem wichtigen – guten Reputation statt.

Sich immer mal wieder fragen, welche Entwicklungen im bestehenden Beruf gerade stattfinden. Die Digitalisierung, zum Beispiel, hat und wird Berufsbilder verschwinden und neue entstehen lassen.

Laut einer Studie von Professoren der Universität Oxford werden neun von zehn Bürojobs obsolet. Welchen Einfluss kann dieser Trend auf Ihre Unternehmung, auf Ihren Beruf und Job haben?

Selbstmarketing: Weiterkommen durch Weiterbildung

Selbstmarketing: Weiterkommen durch Weiterbildung

Trends und Entwicklungen genau beobachten

Gelingt der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz (KI) der «grosse Wurf»?

  • Selbstfahrende Züge, Lastwagen, Busse und Taxis
  • Chatbots, textbasierte Dialogsysteme, die die Arbeit von Angestellten von Callcentern übernehmen
  • Roboter, die mehr Sprachen beherrschen als jede Rezeptionistin, die in Hotels, Spitälern und anderen Einrichtungen mit grossem Kundenverkehr die Besucher empfangen und mit allen gewünschten Informationen versorgen.
  • Ebenso werden vermehrt Putzroboter entwickelt und eingesetzt.
  • Und wahrscheinlich noch viel mehr, als wir heute für nicht möglich halten.

(Quelle Tagesanzeiger.ch, 27.09.2018 «Viele Berufe werden verschwinden»)

Das Handelsblatt berichtet in seiner Ausgabe vom 13.7.2021

Weiterbildung kann Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt verhindern. Das Bundesarbeitsministerium geht in seiner im Februar dieses Jahres aktualisierten Prognose zur «Digitalisierten Arbeitswelt» davon aus, dass bis 2040 rund 3,6 Millionen neue Jobs entstehen und 5,3 Millionen wegfallen werden.

Obwohl vieles immer wieder einem Kaffeesatzlesen gleicht, ist eine regelmässige Auseinandersetzung mit Entwicklungen und Trends in Branche und Beruf sehr wichtig. Sind obige Thesen realistisch? Welche Auswirkungen werden sie auf unser Sozialleben und unsere Lebensqualität haben? Kann so viel Strom produziert werden, um all diese IT-Systeme und Roboter zum Laufen zu bringen?

Unsere Gesellschaft entscheidet sich laufend, wo sie der Digitalisierung und der KI wie viel Raum gibt. Wo sich wie viel Technik entfalten kann und wo sie eingegrenzt werden muss. Und die Gesellschaft sind wir.

Mit aufmerksamem Dranbleiben kann man frühzeitig die entsprechenden Weichen stellen. Zum Beispiel, indem sich Martin und Marianne fragen, wo Digitalisierung in ihrem jetzigen oder zukünftigen Beruf einen Einfluss haben könnte. Denn alle Entwicklung birgt Schwachstellen in sich. Daraus entstehen auch neue Angebote.

Tatsache ist:

Unsere Chancen für eine berufliche Neuorientierung, ob heute oder in ein paar Monaten oder Jahren, gestalten und beeinflussen wir heute.

© berufliche-neuorientierung.ch, 9.5.2023 Andreas Räber, Lektorat: Tabea Räber

Weitere Artikel zum Thema berufliche Neuorientierung